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Füssen: Stadt der Lauten- und Geigenbauer

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Die Füssener Lauten- und Geigenbauer haben die Lechstadt in ganz Europa bekannt gemacht. Ja, auch wenn das viele zunächst überrascht: Füssen ist die Wiege des europäischen Lauten- und Geigenbaus. Bereits im 14. Jahrhundert wurden Füssener Lautenbauer in Archiven erwähnt und 1562 wurde die erste Lautenmacherzunft Europas in Füssen gegründet. 

Aber wie kommt es, dass gerade Füssen in diesem Bereich eine so große Rolle spielt? Zum einen wegen der Rohstoffe: Das Holz der Bergwälder – Fichte, Ahorn und Eibe – ist perfekt für die Instrumente geeignet. Außerdem liegt Füssen an einer der wichtigsten Handelsstraßen, der Römerstraße Via Claudia Augusta. 

Und so kam es, dass die bedeutendsten Lauten- und Geigenbauer aus Füssen kommen. So zum Beispiel auch Caspar Tieffenbrucker, an den noch heute eine Statue in der Altstadt erinnert. Er gilt als Meister und Begründer der französischen Lautenbauerschule. 

Mit der Zeit mussten jedoch viele Instrumentenmacher auswandern, da die Zunftsordnung die Zahl der Meister reglementierte. Im 19. Jahrhundert starb die Zunft schließlich ganz aus.  

Die Zunft der Geigenbauer ist wieder da 

Erst Pierre Chaubert brachte die Zunft der Geigenbauer 1982 wieder zurück in die Stadt, als er eine neue Geigen-Werkstatt gründete. 1998 baute er, gemeinsam mit dem Lautenbauer Urs Langenbach, einen alten Kornspeicher mitten in der Füssener Altstadt zur gemeinsamen Arbeitsstätte aus. Bis heute arbeiten die beiden dort gemeinsam. Und die Symbiose ist perfekt: Die Kunden bekommen hier nun Zupf- und Streichinstrumente. 

Wir durften die Werkstatt besuchen. Urs Langenbach arbeitete gerade an einer ganz besonderen Laute: Ein mit Gold verziertes Instrument für das Lautenfestival. Alles Handarbeit. Ein Monat Arbeit steckt in so einem Kunstwerk. 

Weil beide nicht nur vom Bau neuer Instrumente leben können, reparieren und restaurieren sie auch andere Instrumente. Außerdem haben sie einen kleinen Laden in ihrem Dachgeschoss, in dem sie günstigere Instrumente für Anfänger und Fortgeschrittene verkaufen. 

„Die Kunden, die unsere handgefertigten Instrumente kaufen sind meist Profis“, erklärt Chaubert.18.000 Euro kostet eine Geige vom Meister. Seine Kunden kommen aus aller Welt. „Ich hätte meine Werkstatt also auch auf Hawaii eröffnen können“, scherzt der passionierte Geigen-Bauer. Doch ihm war es wichtig, die alte Zunft in Füssen wieder aufleben zu lassen. Das ist ihm auf jeden Fall gelungen. Wer Glück hat, darf mal bei den Zweien in der Werkstatt vorbeischauen. Ein sehr spannender Einblick. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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