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Füssen: Stadt der Lauten- und Geigenbauer

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Die Füssener Lauten- und Geigenbauer haben die Lechstadt in ganz Europa bekannt gemacht. Ja, auch wenn das viele zunächst überrascht: Füssen ist die Wiege des europäischen Lauten- und Geigenbaus. Bereits im 14. Jahrhundert wurden Füssener Lautenbauer in Archiven erwähnt und 1562 wurde die erste Lautenmacherzunft Europas in Füssen gegründet. 

Aber wie kommt es, dass gerade Füssen in diesem Bereich eine so große Rolle spielt? Zum einen wegen der Rohstoffe: Das Holz der Bergwälder – Fichte, Ahorn und Eibe – ist perfekt für die Instrumente geeignet. Außerdem liegt Füssen an einer der wichtigsten Handelsstraßen, der Römerstraße Via Claudia Augusta. 

Und so kam es, dass die bedeutendsten Lauten- und Geigenbauer aus Füssen kommen. So zum Beispiel auch Caspar Tieffenbrucker, an den noch heute eine Statue in der Altstadt erinnert. Er gilt als Meister und Begründer der französischen Lautenbauerschule. 

Mit der Zeit mussten jedoch viele Instrumentenmacher auswandern, da die Zunftsordnung die Zahl der Meister reglementierte. Im 19. Jahrhundert starb die Zunft schließlich ganz aus.  

Die Zunft der Geigenbauer ist wieder da 

Erst Pierre Chaubert brachte die Zunft der Geigenbauer 1982 wieder zurück in die Stadt, als er eine neue Geigen-Werkstatt gründete. 1998 baute er, gemeinsam mit dem Lautenbauer Urs Langenbach, einen alten Kornspeicher mitten in der Füssener Altstadt zur gemeinsamen Arbeitsstätte aus. Bis heute arbeiten die beiden dort gemeinsam. Und die Symbiose ist perfekt: Die Kunden bekommen hier nun Zupf- und Streichinstrumente. 

Wir durften die Werkstatt besuchen. Urs Langenbach arbeitete gerade an einer ganz besonderen Laute: Ein mit Gold verziertes Instrument für das Lautenfestival. Alles Handarbeit. Ein Monat Arbeit steckt in so einem Kunstwerk. 

Weil beide nicht nur vom Bau neuer Instrumente leben können, reparieren und restaurieren sie auch andere Instrumente. Außerdem haben sie einen kleinen Laden in ihrem Dachgeschoss, in dem sie günstigere Instrumente für Anfänger und Fortgeschrittene verkaufen. 

„Die Kunden, die unsere handgefertigten Instrumente kaufen sind meist Profis“, erklärt Chaubert.18.000 Euro kostet eine Geige vom Meister. Seine Kunden kommen aus aller Welt. „Ich hätte meine Werkstatt also auch auf Hawaii eröffnen können“, scherzt der passionierte Geigen-Bauer. Doch ihm war es wichtig, die alte Zunft in Füssen wieder aufleben zu lassen. Das ist ihm auf jeden Fall gelungen. Wer Glück hat, darf mal bei den Zweien in der Werkstatt vorbeischauen. Ein sehr spannender Einblick. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Hochvogel

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Wandern im Allgäu

Hochvogel

Wir sind auf einem der markantesten Gipfel des Allgäu gewesen. Der Hochvogel ist mit seiner Höhe von 2.592 Meters und seiner pyramidenartigen Form ein wahrer Klassiker. Wir haben uns dem Gipfel im Oktober vorgenommen und sind hierbei schon durch Schneefelder gewandert.

Aufstieg zum Prinz – Luitpold – Haus

Für die Tour haben wir uns 2 Tage Zeit genommen. Am ersten Tag sind wir von Hinterstein aus mit dem Bus an’s Giebelhaus gefahren. Allein die Fahrt durch das Hintersteiner Tal ist hier schon ein Erlebnis. Der Busfahrer fährt uns nicht nur zielsicher durch’s Tal sondern garniert alles noch mit nützlichem Wissen, z.B. zur Schlucht – Eisenbreche, die wir auf halbem Wege passieren.

Das Giebelhaus ist an einem sonnigen Samstag im Oktober sehr gut besucht, zumindest so lange die Sonne hier noch scheint. Sobald die Hütte im Schatten liegt, starten wir unseren Aufstieg zum Prinz – Luitpold – Haus. Dieser führt uns zuerst in direkt südlicher Richtung den Bärgündelsbach hinauf. Direkt an der Talstation der Materialseilbahn für das Prinz-Luitpold Haus geht es dann hinauf. Zuerst durch dichten Wald, der von unzähligen Bächen durchzogen wird, immer weiter bergan. Ca. 400 Höhenmeter steigen wir, teilweise in Serpentinen, so auf.

Nach ca. 3 Stunden kommen wir so am Prinz – Luitpold – Haus an und suchen uns einen Schlafplatz aus. Da das Haupthaus bereits seit Anfang Oktober geschlossen ist, machen wir es uns im Winterraum bequem, der an diesem Wochenende gut besucht ist. Nach unserem „italienischen Abend“ mit Ravioli aus der Dose und etwas Rotwein aus dem Tetrapack geht es in’s Bett, denn am nächsten Morgen wollen wir schon früh unterwegs sein.

Hoch zum Hochvogel

Das gelingt uns auch und so sind wir bereits vor Sonnenaufgang auf den Beinen und schieben unser Frühstück etwas nach hinten. Denn auf der Hälfte, kurz nach der „kalten Scharte“ können wir uns an zwei Ausblicken erfreuen. Erstens sehen wir von hier aus das erste Mal den Hochvogel und zweitens stehen wir dabei auch noch in der Sonne.

Bereits vor der kalten Scharte hat die Klettersteigpassage begonnen, die uns auch noch weiter begleiten wird. Einige Stellen sind bereits im Schnee versunken, sodass wir sie erst wieder ausgraben müssen oder uns anderweitig behelfen.

Der Gipfel des Hochvogel

Nachdem es nun zuerst wieder ein paar Höhenmeter abwärts geht startet dann der finale Anstieg zum Gipfel. Hier ist an ein paar wenigen Stellen der Einsatz von Händen und Füßen gefragt, insgesamt ist die Kraxelei zum Gipfel wenig gefährlich, Vorsicht ist jedoch allzeit geboten.

Oben angekommen wird man reichlich für alle Mühen belohnt. Denn der Ausblick ist in alle Richtungen ein Augenschmaus und hier könnte man Stunden verbringen. Vorteilhaft ist, dass der Gipfel sehr geräumig ist und vielen Wanderern Platz bietet.

Fazit

Der Hochvogel ist ein „Muss“ für ambitionierte Wanderer, die das Allgäu entdecken möchten. Der Weg aus Hinterstein ist bereits ein Erlebnis für sich, und wer dann die vielen Höhenmeter schafft, wird mit einem Ausblick belohnt, der seinesgleichen sucht. Aber gleichzeitig ist der Gipfel des Hochvogel auch ein Mahnmal. Denn der Bäumenheimer Weg aus dem Lechtal ist teilweise gesperrt, und hier wird auch klar, warum. Der Gipfel scheint tatsächlich auseinander zu brechen und große Teile werden dann in Richtung Lechtal stürzen. Somit sind den Warnungen jedenfalls Folge zu leisten und von einer Nutzung des Bäumenheimer Wegs abzusehen.

Chris arbeitet hauptberuflich für Bergwasser und führt Canyoning- und Raftingtouren durch und schreibt hin und wieder im Allgäuer Alpen Blog über seine Erlebnisse im Allgäu und drumherum.

Eistobel im Westallgäu

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Der Eistobel

Traumhafter Ausflug in’s Westallgäu

Der Name des Eistobel kann bei Besuchern in den Sommermonaten etwas verwirrend wirken. Denn wenn draußen das satte grün der Blätter strahlt, die Vögel zwitschern und jeder gerne mit kurzen Hosen unterwegs ist, ist vom Eis im Eistobel nichts zu sehen. Den Namen hat sich der Eistobel durch seine Erscheinung im Winter verdient, denn hier erstarrt das Wasser zu riesigen Eiszapfen. Wir haben den traumhaften Bachlauf jedoch im Frühling besucht und möchten unsere Erfahrungen mit euch teilen.

Wo ist der Eistobel?

Argentobelbrücke

Der Wasserlauf Eistobel beschreibt eigentlich einen bestimmten Flußabschnitt des Flusses Obere Argen. Dieser entspringt nordwestlich von Oberstaufen und wird ab dem Zusammenfluss von Seelesgraben, der Moosmühlbach und der Schwarzenbach die Obere Argen gennant. Eistobel meint dann eine Schlucht zwischen der Ortschaft Schüttentobel und der Argentobelbrücke.

Diese Schlucht ist ein Naturschutzgebiet, da hier die Obere Argen in mehreren Wasserfällen mit bis zu 18 Meter Höhe in die Tiefe stürzt. Der Eistobel kann von Besuchern über einen gesicherten Steg erwandert werden und ist für jung und alt eine sehr schöne Naturerfahrung. Hier kann das Nagelfluhgestein hautnah erlebt werden und die Kraft des Wassers gespürt, gehört und gefühlt werden.

Wie ist der Eistobel entstanden?

Der Eistobel entstand am Ende der letzten Eiszeit vor rund 15.000 Jahren, als sich im Tal bei Ebratshofen ein Schmelzwassersee bildete. Der See entwässerte über eine Abflussrinne im Bereich des heutigen Tobels. Durch erosive Prozesse vertiefte sich die Schlucht zunehmend. Heute wird durch ein kleines Kraftwerk am Eingang der Schlucht, welches auch über einen Staudamm verfügt, der Wasserspiegel konstant gehalten und ermöglicht ein sicheres und gleichbleibend schönes Naturerlebnis im Westallgäu

Folgende Stationen sind im Eistobel besonders herauszustellen:

– Großer Wasserfall; 18 Meter tief fällt das Wasser der Oberen Argen hinab in einen tiefen Gumpen

 

Großer Wasserfall

Zwinger; der Fluss zwängt sich hier durch mächtige Felsblöcke hindurch

 

Zwinger

Hohe Wand

 

Hohe Wand

Wasserfall am Eissteg

 

Wasserfall am Eissteg

 

Stausee und große Nagelfluhwand; hier ragt eine rund 50 Meter hohe senkrechte Nagelfluh-Wand aus der zu einem See aufgestauten Argen empor.

Bergwasser betreibt Canyoning und Raftingtouren im Allgäu, selbstverständlich aber nicht im Eistobel, da dies hier gefährlich und verboten ist.

Isnyer Familienradtour mit Besuch des Skywalks Scheidegg

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Familienradtour im Westallgäu

Die Sonne scheint und wir (mein Mann, unsere drei Kinder 6, 4 Jahre und 10 Monate und ich) sind voller Tatendrang. Als glückliche, ausgewählte RAD-Familie testen wir in den nächsten Monaten fünf ausgesuchte Familienradtouren auf der Radrunde Allgäu. Heute haben wir uns für eine Tour im Westallgäu entschieden. Schwer bepackt mit vier Fahrräder, einem Adapter (Follow me) für unsere Vierjährige und dem Radanhänger für unser Nesthäkchen geht es mit dem Auto Richtung Isny.

Blühende Löwenzahnwiesen nahe Isny

Wir starten mit unseren Rädern in Burkwang (nahe Isny). Direkt am Ortseingang findet sich am Sportplatz eine gute Parkmöglichkeit. Von da ab geht es auf einer kleinen beschaulichen Landstraße Richtung Isny. Wir haben etwas Pech, denn trotz eines Sonntags herrscht aufgrund einer Umleitung viel Verkehr. Wir sind froh, dass sich unsere vierjährige Tochter entschieden hat, sich mithilfe des „Follow me“ an mein Rad anzuhängen. Damit müssen wir nur unseren Sohn im Auge behalten, der die Situation aber für ein „Landei“ problemlos meistert.

Kurze Verschnaufpause auf unserer Westallgäuer Radroute

Idyllischer Radweg vor Isny

Unsere Radtour führt uns noch durch Kleinhaslach ehe wir das Naturschutzgebiet, welches an die Stadt Isny grenzt, erreichen. Zeit für die erste kleinere Rast und eine Stärkung. Unsere Kinder verfüttern jedoch das mitgebrachte Brot lieber an die Enten und gerade unsere Jüngste kann sich kaum von den Schnabeltieren losreißen.

Wer möchte kann hier die Schächele Wasserstelle besuchen. Wir lassen diese jedoch aufgrund unseres etwas späten Tourstarts links bzw. rechts liegen und radeln durch traumhafte Birkenalleen weiter Richtung Altstadt.

Stadt Isny

Durch ruhigen Stadtverkehr leiten wir unsere Kinder Richtung Fußgängerzone. In der historischen Altstadt reihen sich Eiscafés, Bistros und Restaurants aneinander. Wir verwerfen unseren Plan erst im Gasthof zur Grenze (ca. halbe Strecke unserer Rundtour) einzukehren und lassen uns in der Bäckerei Schuhmacher nieder. Mit Spaghetti und Bärlauchspätzle findet sich hier für jeden Geschmack etwas.

Gemütliche Einkehr in der Fußgängerzone in Isny

Frühlingsblumen grüßen vor dem Isnyer Kurhaus

Weiter führt uns der Weg am idyllisch gelegenen kleinen Stadtweiher am Kurhaus vorbei. Die Blumenpracht lädt eigentlich zum Verweilen ein, doch der Blick auf die Uhr lässt uns vorbei am Wassertormuseum in die Pedale treten. Am nahegelegenen tollen Spielplatz kommen wir jedoch nicht so ohne Weiteres vorbei.

Nach dieser ausgedehnten Spielpause verlassen wir Isny und machen Strecke Richtung Maierhöfen. Auf einem Radweg an der Landstraße geht es  in einem sanften Auf und Ab dahin. Bevor es den Berg hinunter nach Maierhöfen geht, biegen wir links Richtung Wolfbühl ab. Jetzt heißt es gerade für unseren Nachwuchs noch Kräfte für die letzten Anstiege sammeln. Eine weitere Verschnaufpause gönnen wir uns dann in Wolfbühl. Eine kleine Schafherde begeistert unsere Kinder und ein besonders vorwitziges Lamm schlüpft durch den Zaun, um uns zu beschnuppern.

Allgäuer Lämmer in Wolfbühl

Endspurt nach Kleinholzleute

Nach dieser netten Pause greifen wir entspannt die letzten Kilometer unserer Familienradtour an. „Entschleunigung“ ist die Devise und wir kämpfen uns die letzten Höhenmeter hinauf. Wir begegnen fast ausschließlich Radfahrern und Rennradfahrern, auch ein kleines Gespann mit Eseln kreuzt unsere Wege. Autos verkehren hier nur sehr wenige. Vorbei an der blühenden Pracht der Löwenzahnfelder geht es jetzt flott nach Kleinholzleute. Dort passieren wir dann nur noch eine kleine Unterführung und finden uns am Ausgangspunkt unserer Radtour wieder.

Eine beschauliche Landstraße nach Kleinholzleute

Rechtschaffen müde lassen sich die Kinder ins Gras fallen, während wir die Räder und den Radanhänger im Auto verstauen.

Geschafft !!!

Die erste Familienradtour der Radrunde Allgäu ist erfolgreich gemeistert !

Skywalk Scheidegg

Mit dem Auto fahren wir anschließend zum Baumwipfelpfad nach Scheidegg. Unsere Mädels nutzen die halbe Stunde für einen kleinen Nachmittagsschlaf. Schon auf dem Weg zum Skywalk wird uns klar, dass wir heute mit einer Wahnsinnsaussicht in die Allgäuer Alpen belohnt werden. Die Fernsicht in die Berge ist überragend. Da inzwischen schon der späte Nachmittag angebrochen ist, hat erfreulicherweise der größte Besucherstrom den Baumwipfelpfad schon hinter sich.

Grandioses Panorama der Alpen vom Skywalk Scheidegg

Abenteuerspielplatz Baumwipfelpfad in Scheidegg

Im Eingangsbereich erwartet uns ein Abenteuerspielplatz und ein Restaurant. Bevor wir uns jedoch in die Lüfte wagen, gibt es für den Nachwuchs ein wohlverdientes Eis und für uns einen Bio-Fairtrade-Kaffee.

… Und jetzt geht’s hoch hinauf…

Skywalk Allgäu Blick auf die verschneiten Berge

Blick auf den Bodensee vom Baumwipfelpfad

Da der Aufzug nur eine begrenzte Anzahl an Menschen in die Höhe des Baumwipfelpfads befördern kann, ist unser Doppelradanhänger als Kinderwagen ein wenig sperrig. Die gläserne Aussicht des Lifts auf die Alpen übt einen großen Reiz auf Kinder aus, sodass er trotz der wenigen Gäste häufig auf- und abfährt. Ein kleiner Buggy oder eine Babytrage wäre geeigneter gewesen, um mit den wenigen Gästen exklusiv die Aussicht in die noch verschneiten Berggipfel der Alpen und zum Bodensee zu genießen.

Ein Kletterparcours hoch in der Luft erfreut unseren Nachwuchs. Vor der Röhrenrutsche haben sie jedoch noch etwas Respekt und überlassen diese großzügig den etwas größeren Kindern.

Röhrenrutsche vom Skywalk

Geschicklichkeitsübungen im Baumwipfelpfad Scheidegg

Baumwipfelpfad Scheidegg

Wir nutzen die Öffnungszeiten bis zuletzt und während wir Großen und die Kleine die Abendsonne auf den Sonnenliegen auskosten, toben sich die Kids noch auf dem mittlerweile fast einsamen Spielplatz aus. Ein schöner Frühlingsausflug geht zu Ende und wir genießen noch ein letztes Mal die herrliche Kulisse, bevor es wieder nach Hause geht.

Abendsonne im Baumwipfelpfad mit Bergblick

Grandioses Bergpanorama vor leuchtend gelben Löwenzahnfeldern in Scheidegg

 

Machen Sie sich bereit für eine Zeitreise ins Heimatmuseum Tannheimer Tal

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Zugegeben, Geschichte war nie mein Lieblingsfach in der Schule. Deshalb war ich auch sehr skeptisch als mein Arbeitskollege Benni mit der Idee kam, an der nächsten Führung durch das Heimatmuseum im Tannheimer Ortsteil Kienzen mitzumachen. Obwohl ich im Tannheimer Tal geboren bin, muss ich gestehen, dass ich noch nie zuvor in unserem Heimatmuseum war. Aber schon oft hörte ich, dass es wirklich sehr interessant sein soll.

Na gut, immer noch skeptisch, aber doch sehr neugierig, schnappte ich mir meine Kamera und fuhr mit Benni zum Heimatmuseum. Ein paar weitere Besucher und der Museumsführer warteten schon vor dem Haus in der Sonne. Schon ein paar Mal bin ich an diesem Gebäude vorbei spaziert, jedoch habe ich es nie wirklich als Museum wahrgenommen. Wie auch? Es ist ein wirklich unscheinbar aussehendes, altes Bauernhaus. Ganz und gar nicht im Stil eines herkömmlichen Museums gehalten.

Und los geht die Reise…

Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieses Haus einst wirklich bewohnt wurde. Es hat wirklich nichts mit einem modernen Einfamilienhaus zu tun. Jedoch war es früher wohl ein ganz normales Bauernhaus, wie der Museumsführer uns erzählte: Der Flur in der Mitte des Hauses, rechts davon die Küche und links führt es in die Stube und ins „Gaden“ (elterliches Schlafzimmer). Außerdem befindet sich im hinteren Teil der Wirtschaftstrakt des Hauses, in dem das Vieh gehalten wurde.

Immer noch stehen wir draußen in der Sonne. Bevor wir eintreten, wurde uns der Tipp gegeben, unsere Jacken anzuziehen. Denn aufgrund der fehlenden Heizung sei es recht kalt im Haus. Etwas verwundert über die Aussage, weil es doch schon mehrere Tage in Folge draußen angenehm warm war, tat ich aber was uns geraten wurde. Kaum sind wir bei der Eingangstüre hineingegangen, war mir auch gleich klar warum.

Der Hinweis „Vorsicht auf die niederen Türstöcke und Decken!“ kommt zu spät – einer der Besucher stößt sich leicht den Kopf an dem Türstock zur Küche. Die Decken sind sehr nieder gebaut, damit es in den Räumen angenehm warm blieb, wurde uns erklärt. Die Führung durch den ersten Stock erzählt auch ohne große Worte des Museumsführers schon sehr viel. Das Interieur bestand wirklich nur aus den Dingen, die auch früher schon dort standen. Ich bin sehr beeindruckt wie minimalistisch man damals leben konnte. Im zweiten Stock des Wohngebäudes wurde von alten Brillen bis Bügeleisen und Waffen alles ausgestellt. Auch die Trachten der Vereine – die es heute übrigens alle noch gibt – und alte Musikinstrumente kann man dort vorfinden.

Noch weiter in die Vergangenheit

Die Führung ging weiter in den Wirtschaftsteil des Hauses: der Werkstatt, dem Heustock, der Garage und dem Stall. Hier sind sehr viele Dinge ausgestellt, die das Leben und Arbeiten vor vielen Jahren um einiges begreiflicher machen. Der Museumsführer erzählt uns, dass die Ausstellungsstücke ausschließlich Leihgaben und Schenkungen von den Einheimischen für das Heimatmuseum sind.

Bemerkenswert ist auch, wie viele verschiedene Berufe es damals schon im Tannheimer Tal gab. Die Vielfältigkeit rührt davon her, dass die Talbewohner wegen der geografischen Lage immer wieder auf mögliche Selbstversorgung für die notwendigen Lebensbedürfnisse eingestellt waren. Somit gab es kaum einen Handwerksberuf, den man im Tal nicht finden konnte. Ausgestellt sind eine Schuster- und Tischlerwerkstatt, Drechsler, Geräte zur Schindelerzeugung, Stuckateurwerkzeuge und eine Uhrmacherwerkstatt.

Zurück in der Zukunft

Am Ende der Führung angelangt, trete ich mit eingezogenem Kopf und zufriedenem Lächeln aus dem sehr niederen Türstock des Museums. Die Empfehlung dieses Haus unbedingt gesehen zu haben, hat sich nun auch mir bestätigt!

 

ÖFFNUNGSZEITEN:
Sommer: von Mitte Mai bis Mitte Oktober, jeden Mittwoch und Freitag von 13.30 bis 17 Uhr
Winter: von Ende Dezember bis Mitte März, jeden Mittwoch von 13.30 bis 16 Uhr

jeweils mittwochs kostenlose Museumsführung ab 13.30 Uhr

 

https://www.tannheimertal.at/felixe-minas-haus/museumsverein-tannheimertal.html

Familienradtour auf dem „sagenhaften“ Weg im Allgäu

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Ausgangspunkt in Kreen mit Blick zur Loretokapelle auf dem „sagenhaften Weg“

An diesem Sonntag steht für meinen Mann, unsere drei Kinder und für mich eine Radtour auf dem sogenannten sagenhaften Weg im Allgäu auf dem Programm. Einige von euch haben vielleicht schon unseren ersten Blogartikel zur Tour im Westallgäu (Isny) gelesen. Heute greifen wir unsere zweite Familienradtour an. Aufgrund der prophezeiten sommerlichen Temperaturen starten wir heute sehr früh. Um lange Fahrtzeiten zu vermeiden, entscheiden wir uns für die Tour im heimischen Ostallgäu. Wir parken in Kreen am Fuße der Loretokapelle, die auch Station unserer Familienradtour ist. Den Weg dorthin hinauf heben wir uns jedoch zum Schluss auf. Vorerst geht es erstmal auf unserer Radrunde auf dem „sagenhaften Weg“ in die Ortschaft Altdorf.

Der „sagenhafte Weg“ ist sehr gut beschildert und daher ist eine Karte nicht unbedingt notwendig.

Mist, aufgrund unseres frühen Aufbruchs haben wir unser Kartenmaterial auf dem Küchentisch liegengelassen. Es stellt sich jedoch ziemlich bald heraus, dass wir aufgrund einer sehr guten Beschilderung des „sagenhaften Wegs“ keine Probleme haben, die Radroute zu finden. Auch die Kinder sind voll dabei, da es nicht nur Hinweisschilder mit Ortsnamen gibt, sondern auch eine kleine Hexe den Weg des „sagenhaften Wegs“ begleitet. Von Altdorf radeln wir nach Ebenhofen und ein kleines Stück entlang der Wertach bis wir am Schulplatz zur nächsten Wegtafel stoßen.

Unsere erste Station des „sagenhaften Wegs“ in Altdorf

Ebenhofen

Am Schulhof gibt es nicht nur die Sage vom „Wolfgänger in Ebenhofen“ sondern auch einen tollen Spielplatz.

Spielplatz und Sagenstation in Ebenhofen

Der Weg führt uns an einem sehr einladenden Biergarten (Gasthof Schwarzer Adler) vorbei. Wir sind heute jedoch mit viel Verpflegung im Gepäck gestartet und nehmen diesen daher zumindest heute nicht genauer in Augenschein.

Rastmöglichkeit in Ebenhofen

Weiter zur Kapelle im Jungholz

Nach der kurzen Spielpause führt unsere Route weiter am Baschtlehaus vorbei.

„Sagenhafter Weg“ und Station am Baschtlehaus in Ebenhofen

Über den Holdersberg geht es dann mit einigen schweißtreibenden Anstiegen zur Kapelle im Jungholz.

Kapelle im Jungholz auf dem Holdersberg

Die Legende vom Tierschützer auf dem „sagenhaften Weg“

Eine fantastische Aussicht, die weit hin zu den Allgäuer Alpen reicht, belohnt uns für die geleisteten Höhenmeter.                                                     Gebannt lauschen unsere Kinder immer wieder den Sagen auf den Wegtafeln.

Beeindruckende Aussicht ins Ostallgäu

Jetzt geht es zügig bergab wieder Richtung Ebenhofen. Kurz vor der Ortschaft folgen wir der Beschilderung links nach Biessenhofen. Und wieder heißt es in die Pedale treten um den nächst größeren Berg  zu bewältigen. Langsam lassen die Kräfte der kleinen Radler nach und auch unsere Kleine im Hänger wird unruhig. Jetzt heißt es schnell einen Picknickplatz ausfindig machen. Eine geeignete Stelle um unsere Picknickdecke auszubreiten finden wir schon an der nächsten Sagenstation am Waldrand. Nach der Raubtierfütterung nutzt die Jüngste die Zeit zum Krabbeln und die Großen kicken noch eine Runde mit dem Papa .

Netter Picknickplatz am Waldrand

Die Jungfrauen der Märzenburg und ihre sagenhafte Geschichte

Ausgeruht und gut verpflegt fahren wir jetzt bergab nach Biessenhofen. Dort finden wir wieder eine ausführliche Karte des „sagenhaften Wegs“.

Der „sagenhafte Weg“ ist immer wieder mit Kartenmaterial ausgeschildert.

Von dort geht es zum Bachtelsee und dann weiter nach Hörmannshofen. Immer mehr Radfahrer kreuzen unsere Wege. Viele sind auch mit E-Bikes auf dem „sagenhaften Weg“ unterwegs. Unser Sohn ist schwer verwundert, als wir trotz recht flottem Tempo ständig überholt werden. Als er in die Funktionsweise eines E-Bikes eingeweiht wird, meint er nur lapidar: „Wir radeln lieber mit unser eigenen Kraft, aber die Omas und Opas dürfen schon einen Motor am Fahrrad haben.“

An der Südseite des Bachtelsees vorbei

Entlang der Geltnach geht es jetzt auf einem Feldweg flott dahin. Die Sonne steht inzwischen hoch am Himmel und wir geben Gas Richtung Ottilienberg.

Die Hexe immer im Blick unserer Kinder leitet uns richtig den Weg.

Der letzte Anstieg zur Wallfahrtskirche St. Ottilia am Ottilienberg

Pünktlich zum „Zwölf Uhr Läuten“ erreichen wir die Kapelle am Ottilienberg.

Netter Rastplatz vor der Kirche St. Ottilia

Leider ist diese eingerüstet und bietet sicher sonst einen schöneren Außenanblick. Man sollte es jedoch nicht versäumen, der Kirche einen Besuch abzustatten. Die Kapelle, die erstmals 1350 erbaut wurde und nach einem Brand im 17. Jahrhundert komplett wieder aufgebaut wurde, ist ein besonders schönes Kleinod und gehört nicht umsonst zu den geschützten Baudenkmälern.

Für uns geht es jetzt noch an die letzten Kilometer zurück zur Loretokapelle. Die Temperaturen sind inzwischen schon fast hochsommerlich und wir motivieren unsere Kinder noch ein letztes Mal. Unser Endziel die Kapelle Loreto ständig auf einer Anhöhe vor Augen, geht es jetzt noch ein kurzes Stück an der Geltnach entlang.

Unter der Bundesstraße 12 Richtung Bertoldshofen

Von dort wieder nach Kreen und jetzt noch „last but not least“ nach Loreto hinauf.

Wir beschließen die Treppen zur Kirche zu nehmen und genießen noch eine tolle Rundumsicht und eine weitere Geschichte des „sagenhaften Wegs“ bevor es für uns zurück zum Auto geht.

Station des Sagenhaften Weges an der Loretokapelle in der Nähe von Kreen

Wir ziehen Resümee und kommen zu dem Schluss, dass wir sehr schöne Fleckchen in heimischen Gefilden entdeckt haben. Einige davon waren uns bisher noch nicht bekannt und wir sind uns sicher, dass wir nicht das letzte Mal auf sagenhaften Spuren im Ostallgäu unterwegs waren.

Wer möchte, kann jetzt noch von Ebenhofen in die nahegelegene Stadt Marktoberdorf radeln und als Zuckerl für die Familie den südlich von der Stadt gelegenen Klettergarten „Klette am Ette“ besuchen. Am nahegelegenen Ettwieser Weiher wird dann für das leibliche Wohl gesorgt und auch ein schöner Badeplatz lässt keine Wünsche offen. Für uns kommt der Klettergarten dieses Jahr noch nicht in Frage, da die Mindestgröße bei Kindern  1,20 m ist und unser Sohn zwar sechs Jahre alt ist, ihm aber noch ein paar Zentimeter dazu fehlen. Spätestens aber im nächsten Jahr steht einem Ausflug dorthin nichts mehr im Wege.

Das Leben feiern: der Füssener Totentanz

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Museum der Stadt Füssen, Kunstwerk "der Totentanz".

Das frühere Benediktinerkloster birgt heute das Museum der Stadt Füssen…

Wir machen uns auf den Weg, erkunden die Städte des Allgäus in Rund- und Spaziergängen, Betrachtungen und Gesprächen. Wir? Zwei erfahrene Reisejournalisten, die ihrer Sammlung an Länderpunkten einen weiteren hinzufügen – das Allgäu. Besuch beim Füssener Totentanz

BU

…und eines seiner berühmtesten Kunstwerke: den Füssener Totentanz

 

Es gab eine Zeit, da war er allgegenwärtig – der Tod. Zwischen 1346 und 1353 starben in Europa mindestens 25 Millionen Menschen an den Folgen der Pest. Andere Historiker gehen gar davon aus, dass die Hälfte der damals etwa 60 bis 80 Millionen Menschen umfassenden Bevölkerung Europas dem Schwarzen Tod zum Opfer gefallen sind. Und der machte keine Unterschiede. Egal ob arm oder reich, ob jung oder alt, ob König oder Priester – der Tod bat jeden zum Tanz. Zum letzten Tanz. Und davon erzählen diese Gemälde.

 

Füssener Totentanz: „Sagt Ja Sagt Nein, Getanzt Muess sein.“

 

In der St.-Anna-Kapelle des ehemaligen Benediktinerklosters St. Mang hängen 20 Bild-Tafeln, die als „Füssener Totentanz“ zu den bekanntesten ihrer Art weltweit zählen. 20 Begegnungen mit dem Tod. In Auftrag gegeben wurde das Werk im Jahr 1599 vom Abt des Klosters beim sonst kaum bekannten Maler Jakob Hiebeler. Der lieferte den Totentanz im Herbst 1602. Es ist eine Allegorie vom Sterben. Der Tod, ein bleicher Knochenmann, der manchmal ein weißes Tuch trägt wie eine Tunika, lässt sich nicht bestechen, nicht abwimmeln, nicht beeindrucken.

 

BU

In der St.-Anna-Kapelle erzählen 20 Tafeln von der Begegnung mit dem Tod

BU

Der Knochenmann – im weißen Leichenschal – betanzt alle: vom Edel- bis zum Bettelmann

 

Man muss sich in diese Zeit hineinversetzen, um das Werk zu verstehen. Im Mittelalter war der Tod tatsächlich ein ständiger Begleiter der Lebenden. Krankheiten, Kriege, Hunger, Schwangerschaft, eine enorme Säuglingssterblichkeit – die durchschnittliche Lebenserwartung lag für Frauen bei 24 bis 25 Jahren, für Männer bei 28 bis 32 Jahren. Hatte man das gefährliche erste Lebensjahr überstanden, konnte man allerdings mehr als 40 Jahre alt werden. Bis weitere Gefahren drohten. Altersarmut, Zahnfäule und vieles mehr. Für die einfachen Stände war das Leben besonders hart…

 

Füssener Totentanz: Auch der Künstler weiß, dass er tanzen muss…

 

Doch der Tod, das ist die Aussage dieses Gesamtkunstwerks über 20 Bildtafeln, betanzt alle Opfer ohne Unterschied. Und so gilt das Bild auch als unverhohlene Obrigkeitskritik. Denn besonders den Reichen und Mächtigen tritt der bleiche Knochenmann in seinem durchscheinenden Leichenschal nicht nur unerbittlich entgegen, sondern gar hämisch. Und im letzten Bild spricht er den Maler direkt an: „Jacob Hiebeler laß daß mahlen stohn, Wirff bensel hin du muest darvon.“ Hiebelers Antwort ist gleichsam die Signatur des Werks: „Ich hab gemaltt den todtten tantz, Mueß auch in spil, sonst werß nit gantz.“

 

BU

„O Junckfrau schau dein rotter mundt…“ Auch vor der Schönheit macht er nicht halt

totentanz-museum-stadt-fuessensbaade-12

 

Während wir heute wissen, dass der Künstler erst 16 Jahre nach der Vollendung seines berühmtesten Werkes stirbt, bleibt das Motiv des Auftraggebers ungelöst: Spürte er das eigene, herannahende Ende? Denn kurze Zeit nachdem das Bild fertig gestellt war (und mit wohl 140 Gulden bezahlt wurde), bittet der Tod den Abt zum Tanze. Für uns heute sollte der Füssener Totentanz nicht nur als Warnung dienen, dass das Ende jederzeit kommen kann. Wir sollten das Kunstwerk vor allem als Aufforderung verstehen – das Leben in all seiner Einfachheit und Schönheit zu genießen.

 

Museum der Stadt Füssen. Alle Infos zum Museum.

Der Totentanz. Weitere Erklärungen zum Totentanz.

Kultur im Allgäu. Sitten und Bräuche, Städte und Kulturstätten.

Fluchtwege, Folterkeller, fürstliche Gäste

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Exkursion in Marktoberdorfs Geschichte

Gotische Grundmauern fußen im 15. Jahrhundert. Gitterstäbe und Eisenringe erinnern an Folter und grausame Kerkerhaft. Fluchtwege, Folterkeller. Marktoberdorfs Geschichte und Geschichten. Im Bauch des Kurfürstlichen Schlosses Marktoberdorf verschließt eine rostige Eisenklappe ein düsteres Geheimnis.

Lagebesprechung im Innenhof des Schlosses, das heute die Musikakademie beherbergt

Geigenklänge mischen sich auf den Gängen der Musikakademie mit Trommel-Wirbel. Wo einst Kurfürsten ihre Vakanzen verbrachten, bis hin zum legendären Fürstbischof Clemens Wenzeslaus, prägen Treppen und Tonleitern das Auf und Ab. Eine handfeste Klappleiter braucht Hans Schwaiger, Mitglied im Heimatverein Marktoberdorf, und eine sehr gute Taschenlampe dazu, um die vergessene, verborgene Welt unter dem Kurfürstlichen Schloss mit einer Handvoll Interessenten zu ergründen.

Ein Epitaph im Innenhof des Schlosses als Hinweis auf die verborgenen „Tief-Brunnen“

Es ist später Nachmittag. Wir treffen uns im Innenhof des Kurfürstlichen Schlosses, eben da, wo der berühmte „Wilderer-Aufstand“ stattfand. Wer dem Jagdherrn ins Gäu kam, also gegen das Gesetz verstieß, vor allem aber Mörder und Totschläger, Gewaltverbrecher aller Art, saßen hier im 18. Jahrhundert ein, in düsteren, engen, vergitterten Verließen, die man auch heute noch sehen kann. Hans Schwaiger hat einen Lageplan dabei und deutet auf den im Keller befindlichen Kerker-Trakt bzw. – noch viel spannender – auf den selbst eingefleischten Marktoberdorfern oft völlig unbekannten, tief in den Grundmauern verborgenen und üblicherweise nicht zugänglichen Bereich der „Geheimgänge“ und Zisternen.

Historische Pläne von einer vergessenen Welt im Untergrund der heutigen Musikakademie

Ein Haufen bleicher Gebeine – harmlos
Eine feuerfeste Eisentüre schließt den Zellentrakt ab. Spinnweben zittern in der Zugluft um eine flackernde Glühbirne. Es ist fraglich, ob es wirklich nur höflich ist, dass wir Männer den Frauen in der Gruppe den Vortritt lassen. Aber Hans Schwaiger meint, hier sei noch alles ziemlich harmlos und „bis auf ein fadenscheiniges Leintuch-Gespenst, das einmal bei einer Party zur Fasnacht zur Deko gebastelt und hier vergessen wurde“, habe man keine unliebsamen Begegnungen zu erwarten. „Über den Haufen bleicher Gebeine da vorne“, dürfe man nicht erschrecken, das seien erkennbar Rindsknochen.
Immerhin, durch eng aneinander gesetzte Gitterstäbe fällt ins Souterrain unter dem schmalen Garten, der zur Hausmeisterwohnung gehört, sogar etwas gefiltertes Tageslicht in das Verlies.

Zugang zum historischen Gefängnis – und zur ältesten Mauer der Stadt Marktoberdorf

Eisenringe im Ziegelboden sind erkennbar, ebensolche an der Decke. „Dass hier einst auch gefoltert wurde, steht fest“, bestätigt unser Exkursionsleiter: „Und die Chronik weiß, dass mehrfach Todesurteile vollstreckt wurden!“ Wir zielen mit unseren Taschenlampen in eine größere Gemeinschaftszelle und entdecken eine Art Wassertrog. „Das war vielleicht die Ecke, in der die Gefangenen sich waschen konnten“, meint Hans Schwaiger.

Vermutlich die einzige Waschgelegenheit für die Gefangenen

Erinnerung an Kaiser Maximilian I.
Über die gruseligen Vorstellungen und Phantasien, die sich angesichts des historischen Gefängnisses bei uns allen einstellen, hinaus, ist genau dieser abgeschiedene Zellentrakt im Marktoberdorfer Schloss, der sich wegen seiner guten Akustik auch als Konzertraum eignen würde, ein für die Geschichte der Stadt ganz enorm bedeutsamer Platz.

Spinnweben wie im Gruselfilm

Die südliche Mauer des Kerkers wurde im 15. Jahrhundert errichtet – in der Hochgotik. Sie ist nachweislich originaler Bestandteil des schon 1424 in alten Quellen beschriebenen „Bischofshaus zu Oberstdorf“. Von einem Lust- und Jagdschloss ist die Rede, in dem auch einmal kein Geringerer als Kaiser Maximilian I. zu Gast war. In seinen Aufzeichnungen heißt es, er habe in einem „lustigen Häuslein zu Oberdorf“ genächtigt.

Maximilian (1449-1519) war ja nachweislich sehr oft in Kaufbeuren. Und einmal hat er einen seiner treuen Vasallen in Ebenhofen mit Tross und Bedeckung „heimgesucht“. Dass „der letzte Ritter“ auf dem Weg nach Italien oder zu einem seiner vielen Jagdausflüge ins Außerfern einmal – wie viele andere hochgestellte Persönlichkeiten – Gast des Augsburger Bischofs hier in Oberdorf war, ist absolut denkbar.

Die Leiter steht bereit, links unten ist die Eisentüre zu erkennen: der Zugang zur Unterwelt

Aus der Realität mit dem ältesten wohl noch erhaltenen Mauerstück aus der Marktoberdorfer Ortsgeschichte, hinter der sich gerade die schwere Feuerschutztüre wieder schließt, begeben wir uns jetzt in das Reich der Phantasie. Obwohl der reale Hintergrund durchaus vorhanden ist, den Hans Schwaiger jetzt dadurch eröffnet, dass er das Vorhängeschloss einer rostigen Eisenklappe öffnet, die in den Fußboden eingelassen ist. Unmittelbar vor dem Zugang zu den Gefängniszellen, führt durch ein schmales Loch ein senkrechter Gang in die Tiefe.

„Geheimgänge“ als Abenteuerspielplatz
Mehr wie drei „Forscher“ haben im Untergrund nicht Platz. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Hans Schwaiger hat seine Klappleiter in den engen Kamin gestellt und ist – verschwunden. „Der Nächste kann kommen“, so der dumpfe Ruf von unten. Weil ich ja auch Fotos machen soll, darf ich/ muss ich gleich nach vorn. Die Leiter ächzt, dabei bin ich gar nicht so schwer. Und sie kippt leicht nach hinten weg, aber der Rand des Schachtes, gegen meine Schulter gepresst, hält mich. Vier Sprossen, vier Schritte und ich stehe in einem völlig dunklen, gemauerten Gang.

Etwas Mut braucht es schon, um hinabzusteigen… in die Geschichte der Stadt Marktoberdorf

Hans Schwaiger leuchtet mit seiner Taschenlampe erst nach links, da endet der Gang an einer Mauer, die aus Sicherheitsgründen eingezogen wurde. Ursprünglich verlief der Gang an der „südlichen Zisterne“ vorbei bis zu einem Erdloch an der Kurfürstenstraße. Unser Führer erinnert sich noch gut, dass die verwinkelten „Geheimgänge“ unterm Schloss der Abenteuerspielplatz für die Buben aus dem Riedle war.

Die Klappe ist rostig, der Abstieg steil und wackelig. Einer nach dem anderen verschwindet

Man stellte sich vor, dass es sich um Fluchtwege gehandelt habe. Bis dann einmal einer der Lausbuben, ein gewisser Heinz; der heute in den USA lebt, in die zwölf Meter tiefe Zisterne gestürzt war und zum Glück auf ein paar weit oben angebrachten Querbalken liegenblieb. Danach wurde der Gang verschlossen. Die südliche Zisterne ist also seit gut 60 Jahren nicht mehr zu erreichen, weil beim Bau einer Stützmauer an der Kurfürstenstraße das Erdloch für immer versiegelt wurde.

Eng ist es in den aus Ziegeln gemauerten Gängen, und ohne Taschenlampe stockfinster

Heute weiß man, dass es sich bei den aus Ziegeln gebauten Gängen nicht um Fluchtwege oder Geheimgänge handelt, sondern vielmehr um die Reste der historischen Wasserleitung: über hölzerne Deichlinge wurde das kostbare Nass technisch aufwändig aus dem Ort hinauf ins Schloss gepumpt. Hans Schwaiger erzählt, dass die Bauern aus dem Riedle für die Wasserversorgung der hohen geistlichen Herren auf dem Schloss verantwortlich zuständig waren.

Der Gang endet an einer morschen Holzbarrikade

Die östliche Zisterne ist von unserem Standort unter dem Eingangsloch aus in knapp fünf Metern Entfernung erreichbar. Doch „Vorsicht“, mahnt Hans Schwaiger, „sobald ihr unter dem vorne in Hüfthöhe eingezogenen Sicherheitsbalken durchgekrochen seid, bleibt am besten auf den Knien und tastet euch vorsichtig bis zum Rand des Brunnenschachtes vor.

Tatsächlich, die Warnung ist sinnvoll: meine Taschenlampe zeigt mir an, wo der gemauerte Boden endet und die „Unendlichkeit“ beginnt. Nun, ganz so schlimm ist es nicht, aber es geht wirklich tief, gefühlt sehr tief senkrecht hinunter. Hans Schwaiger hat ein paar weiße Kieselsteine dabei, die er in den Schacht fallen lässt. Es dauert eine Sekunde, bis es leise plätschert. Grundwasser glitzert im Licht der Lampen.

Hinein in die Unterwelt, von der heute niemand mehr etwas weiß…

Ich krieche rückwärts, wieder unter dem Sicherheitsbalken hindurch, und versuche mich an dem nächsten „Gast“ vorbeizuschieben, der sich von meinen Schilderungen nicht abschrecken lässt und selber ganz nach vorn an die Abbruchkante will. Es dauert noch eine gute halbe Stunde, bis alle Mitglieder unserer kleinen Gruppe „vor Ort“ waren und – alle mit leicht angestaubten Jacken und Anoraks – wieder sicher den Boden der Tatsachen Musikakademie erreicht haben. Mit einem lauten Knall fällt der Eisendeckel wieder auf den Zugang zu den vergessenen Gängen.

Hans Schwaiger hat als Lausbub noch in den geheimen Gängen gespielt

Anne Roth, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Musikakademie zuständig ist, erzählt mir, dass Gefängnistrakt und Zisternenwelt den Schülerinnen und Schülern während ihrer Kursaufenthalte nicht automatisch gezeigt werden können. Einen „Partyraum“ kann man dort auch nicht einrichten, schon wegen der fehlenden Fluchtwege. Aber „es gibt laufend attraktive Themen-Führungen, die das Tourismusbüro der Stadt organisiert und bei denen auf die Unterwelt des Kurfürstlichen Schlosses hingewiesen wird, auch wenn Exkursionen dorthin – schon aus Sicherheitsgründen – nur ausnahmsweise möglich sind!“

Der harte Boden der versteckten Tatschen

Die Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro ist gut und wichtig, denn die Musikakademie ist einer der wichtigsten touristischen Gastgeber in Marktoberdorf. Von jährlich 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Kursen ist die Rede. Und von mehr als 20.000 Übernachtungen.

Wie viele Nächtigungen es vor Jahrhunderten im Schlossgefängnis gab, und wie lange die Gäste im Durchschnitt blieben, ist nicht überliefert.


Informationen zu Veranstaltungen im Schloss und den beliebten, besonderen  Themenführungen quer durch den Jahreskreis gibt’s aktuell unter: www.touristik-marktoberdorf.de


Ein Fell für alle Fälle: Wenn Klausen die bösen Geister vertreiben

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Die furchterregenden und zottigen Kreaturen stürmen jedes Jahr in tiefschwarzer Nacht auf den Marienplatz in Immenstadt. Ihre Hörner ragen weit über die Köpfe der Zuschauer hinaus. Ihre großen Schellen klingen ohrenbetäubend durch die Altstadt. Nach einem alten Allgäuer Brauch vertreiben sie mit langen Ruten am 5. und 6. Dezember die bösen Geister, die in den langen Nächten umher gehen: die Klausen.

„Kloase“: So werden die Junggesellen im Fellgewand im Allgäuer Dialekt genannt, die ab ihrem 16. Geburtstag diese Tradition in der Alpenregion aufrechterhalten. Die Maskerade ist für sie mehr als nur Spektakel. „Es ist für uns eine Sache der Heimatverbundenheit. Wir sind stolz, etwas weiterzuführen, was schon seit Generationen in unseren Familien wichtig war“, sagt Oberklaus Hans-Peter Neuss. Für ihn und die anderen Klausen ist die Veranstaltung ein wichtiger Teil der heimischen Kultur. Seit 16 Jahren ist der 31-jährige Immenstädter Teil des Klausentreibens, das in zahlreichen Gemeinden im südlichen Oberallgäu jährlich stattfindet.

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Oberklaus Hans Peter Neuss

Der Hintergrund der Veranstaltung findet sich in grauer Vorzeit: Geister und Dämonen, die es auf die Einwohner abgesehen haben, treiben sich in langen Winternächten herum, wurde früher gemunkelt. Sie zu vertreiben ist die Aufgabe der Klausen. Mit einer langen Rute und ihrem furchterregenden Anblick treten sie ihnen in der Altstadt entgegen. „Auch manch  vorwitziger Jugendlicher, der am Abend auf den Gassen unterwegs ist, bekommt da sein Fett ab“, erzählt Neuss schmunzelnd. Nach einem (mehr oder weniger) sanften Rutenstreichler stellen die Buben und Mädchen ihre gute Gesinnung mit einem lauten „Vater Unser“ unter Beweis.

Weit über 100 Klausen unterwegs

2004 hat Neuss gemeinsam mit seinen Mitstreitern einen eigenen Verein gegründet. Weit über 100 Klausen sammeln sich jährlich, um die alte Tradition fortzuführen und die Veranstaltung wieder aufleben zu lassen. „Sie ist sie ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte“, sagt Neuss.

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Strenge Regeln für die Klausen

Die Regeln für die Oberallgäuer Teilnehmer sind streng. Ein Klaus muss seinen gesamten Körper in Fell hüllen, braucht eine große Schelle und darf für seine Kopfbedeckung nur Hörner heimischer Tiere verwenden. Bis zu 60 Kilo wiegt ein einziges Gewand. Der Helm des Klausen-Chefs Neuss hat allein ein Gewicht von 26 Kilo. Bis zu 200 Stunden Arbeit stecken in dem Gewand.

Über das Ergebnis freuen sich Einheimische und Urlauber. Rund 2500 Besucher bestaunen in Immenstadt jährlich den Auftritt der Männer. Bengalische Feuer und weihnachtliche Beleuchtung stimmen die Besucher an den beiden Abenden auf das Treiben ein. Sie warten am Marienplatz auf den Startschuss der Traditionsveranstaltung. Mit dem ersten Erklingen der Schellen macht sich aber nicht nur die wilde Klausen-Horde bemerkbar sondern auch die Gänshaut.

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Alpenwellness Allgäu: Ein Haus für Moor. Kurhotel am Reischberg

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Kurhotel am Reischberg in Bad Wurzach, Allgäu. Vom Café geht der Blick in die Landschaft

Alpen… äh, was bitte? Alpenwellness? Wir wollen wissen, wie es sich anfühlt, wenn man zwischen Almen entspannt und Kräuter erlebt. Wir? Eine Fotografin und ein Autor aus Hamburg, zwei Reisejournalisten, die ihrer Sammlung an Länderpunkten einen weiteren hinzu fügen – das Allgäu. Station 24: Das Kurhotel am Reischberg lässt den Gast eintauchen in tiefere Wohlfühlschichten…

Ein Hotelportrait von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

Mit seinem großzügigen Vitalium bietet das Hotel am Reischberg viel Wohlfühlraum

 

„Haben Sie einen ‚Moorführerschein‘?“, fragt der Bademeister am Eingang zur neu gemachten Abteilung im Kurhotel am Reischberg und lacht. Dabei amüsiert er sich eher über die Formulierung, denn es gibt natürlich keinen Moorführerschein. Und doch muss der Gast, der in einen der Holzzuber steigen will, der mit dem dunklen Brei gefüllt wird, eine Lizenz zum Wohlgefühl vorzeigen. Vor dem Bad steht der Check. Eine Ärztin prüft Herz, Kreislauf und Blutdruck. Erst dann öffnet sich die letzte Tür.

 

„Ich genieße den Moment, ich schließe die Augen, schwebe davon“

 

Wer den Medizin-Check absolviert hat, bekommt Einlass in die besondere Welt der Moorheilbäder. Es gibt Menschen, die das inbrünstig lieben. Wir treffen zwei Damen, perfekt frisiert und manükiert, in weißen Filzslippern und strahlenden Bademänteln. Die beiden erzählen uns, dass sie bereits seit vielen Jahren herkommen würden. Die neuen Moorbäder seien schön. „Aber“, so sagt die eine nun, „das Ambiente ist mir gar nicht so wichtig. Ich genieße den Moment, ich schließe die Augen, schwebe regelrecht davon – und ich finde es richtig schade, wenn die 20 Minuten viel zu schnell vorbei sind.“

 

Kurhotel am Reischberg: Frühstücksraum und Behandlungszimmer…

…die Therme mit beheizten Außenbecken und eine Ärztin für den Moor-Check…

…aus dem Zuber mit dem wohltuend aufbereiteten Torf geht der Blick aufs Ried

 

Das Kurhotel am Reischberg gehört zu einem größeren Komplex auf einem Hügel über Bad Wurzach. Die Architektur kann ihre Herkunft aus den 1970er Jahren nicht leugnen. Seinerzeit war der Bedarf an Mooranwendungen so groß, dass dieses neue Kurmittelhaus gebaut werden musste, man hat es später noch um die Vitalium-Therme und das Wohlfühlhaus ergänzt. Und so empfängt das Hotel seine Gäste mit viel Selbstbewusstsein. Mag auch die Einrichtung einen gewissen Retro-Charme haben, das Kurhotel besticht durch zeitgemäße ärztliche Kompetenz und medizinische Einrichtungen. Es gibt ein großes Hallenbad mit diversen Pools, Saunen und eine Moor-Welt, die ihresgleichen sucht.

 

Eine Fototapete zeigt das Wurzacher Ried, ein in Europa einzigartiges Hochmoor

 

Das Moorbad nehmen wir in einem der neuen Wohlfühlräume. Er ist wie ein Separee gestaltet, mit Umkleideraum, Dusche, zwei Betten und einem großen hellen Bade-Zimmer, in dem der Zuber steht. Im Hintergrund zeigt eine Fototapete das Wurzacher Ried, eine einzigartige Hochmoorfläche. Sie liegt in unmittelbarer Nähe zum Hotel. Man kann mit einer kleinen Bahn eine Zeitreise in den einstigen Tagebau unternehmen. Doch der Torf, der im Kurhotel für die Gäste aufbereitet wird, kommt aus einem anderen Teil Deutschlands – das Wurzacher Ried steht unter Naturschutz und darf nicht mehr abgebaut werden.

 

Schematisch scheint ein Moorbad kein Hexenwerk…

…in der Praxis ist es durchaus aufwändig, der Moor-Meister muss sauber arbeiten…

…damit der Bademeister seinen Gästen eine schöne Packung machen kann

 

Ein Moorbad ist eine Wohltat für Haut und Gelenke. Die Wärme regt den Stoffwechsel an, der Auftrieb macht jeden zum Leichtgewicht, und die hohe Dichte sorgt dafür, dass die Hitze nicht verpuffen kann, sie wirkt auf den Körper, gefühlt intensiver als ein Saunagang. Nach 20 Minuten im Zuber muss der Anfänger raus, es wird sonst zu heiß. Danach fühlt man sich wie ein Astronaut nach der Rückkehr aus der Schwerelosigkeit in die unerbittliche Welt der Erdatmosphäre – und hat das unbedingte Bedürfnis sich ausruhen zu müssen. Der Bademeister sprüht das Moor vom Leib und schlägt den Gast schließlich in Handtücher und Decken ein. „Meistens ist man nach kurzer Zeit eingeschlafen. Wir wecken Sie nach spätestens einer halben Stunde.“

 

Das Moor wird gemahlen, erwärmt und durch Rohre in die Wannen gepumpt

 

Doch wie kommt das Moor ins Haus? Es wird aus Süddeutschland per Lastwagen ins Kurmittelhaus gebracht. Da erfolgt eine gründliche Reinigung, man sortiert etwa größere Äste aus. Das Moor wird gemahlen und erwärmt und durch voluminöse Rohre in die Wannen gepumpt. Wir schlendern durch einen großen Saal mit mehreren kleineren Kabinen. Hier verabreicht man die Bäder mit weniger Aufwand und weniger Stil. Und es gibt viele Gäste, die diese Einfachheit mögen. Auch die beiden Damen treffen wir hier wieder. „Na“, fragt die eine, „Sie kommen wohl auch schon nicht mehr los, oder?“ Die andere fügt hinzu: „Sie werden merken – das Moor macht fast süchtig…“

 

 

Am Abend leuchtet das Kurhotel am Reischberg über Bad Wurzach

 

Kurhotel am Reischberg. Die Architektur ist eigenwillig, die Anwendungen sind zeitlos.

Bad Wurzach. Die drittgrößte Gemeinde Baden-Württembergs und ein einzigartiger Naturraum.

Alpenwellness Allgäu. Das Moor, das macht was mit einem – Wohlgefühl und Achtsamkeit.

Barfuß unter Flammen – Besonderes Kunsthandwerk aus Pfronten

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Das hier ist kein Laden, sondern eine Erlebniswerkstatt. Wer zur Tür reinkommt, wird erst mal nach Drachenart mit einem lauten Fauchen und einer Stichflamme begrüßt.

Glasbläser Alexander Endres aus Pfronten hat gerade eine heiße Zeit – immer dann, wenn es draußen kalt ist. Auf besonderen Weihnachtsmärkten im Allgäu sind seine kleinen und großen Kunstwerke gefragt: Mundgeblasene Gläser, Ketten, Smileyanhänger und bemalte Weihnachtskugeln. Da muss er unter der Woche für Nachschub sorgen.

Jedes Stück ist echtes Kunsthandwerk aus Pfronten. Keine Massenware aus Fernost. Und ein schönes Mitbringsel aus dem Urlaub. „Besonders freue ich mich, wenn ein Laie den Unterschied zwischen einem handgemachten Glas und einem Maschinenpressling wahrnimmt. Erst wenn er daraus trinkt, merkt er, dass da Handwerk und Persönlichkeit drin steckt. Da hab ich schon viele Urlauber bekehrt, die wollen dann aus keinem normalen Glas mehr trinken“, meint der Kunsthandwerker.

Auch Auftragsarbeiten macht der Glasbläser gerne, wie z.B. Stöckelschuhe, aus denen man trinken kann. Die hat er mal für einen Kunden umgesetzt. Seiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

1400 Grad heiß ist die Flamme des Brenners, mit denen er Glas nach seinen Wünschen formen kann. Um eine Kugel zu bekommen, hält er das Glasrohr immer wieder in die Flamme, zieht es heraus und bläst, bis sie die gewünschte Größe hat. Anschließend wird diese noch mit ein paar Punkten verziert.

Glas kann er mit Mineralien wie Mangan oder Kobalt verschieden einfärben. Das erinnert an die Venediger Männle, die in den Allgäuer Alpen wohl oft auf Mineraliensuche waren. Sie kamen aus Murano nahe Venedig und brauchten für ihre Glaskunst solche Stoffe. Dazu besahen sie mit ihren Spiegeln die Gesteine der Berge ganz genau. Den Allgäuern erschien das meist recht suspekt. Die Männle tauchen immer wieder in Allgäuer Sagen auf. Auch am Hausberg von Pfronten, dem Breitenberg, soll so ein Mineraliensucher unterwegs gewesen sein. 

Einen heißen Job hat Alexander Endres da, deshalb sitzt er immer ohne Socken am Brenner. Aber nicht nur im Laden. Selbst an klirrend kalten Tagen auf den Allgäuer Weihnachtsmärkten stecken seine Füße barfuß in den Sandalen.

Vielleicht wandert die Hitze nach den vielen Jahren, die er schon Glasbläser ist, einfach nach innen, wer weiß. Mit 16 Jahren entschloss er sich, die Glasfachschule im niederbayerischen Zwiesel zu besuchen, eine von dreien in ganz Deutschland. Zunächst nicht aus Leidenschaft, sondern weil er einfach etwas lernen wollte, von dem sein Vater nichts verstand. Die Begeisterung für das Kunsthandwerk kam aber schnell. 1989 eröffnete er in der umgebauten Doppelgarage seine Werkstatt, da war er 26. „Bill Gates hat auch in der Garage angefangen, aber ich glaube, dass der nicht glücklicher ist als ich“, meint der Glasbläser. Er ist froh, dass er sein eigener Chef ist und tun kann, was er mag.

Wer Alexander Endres zuschaut, der spürt die unglaubliche Ruhe, die sich im Laden ausbreitet, wenn er am Brenner sitzt. „Ja, meine Arbeit hat wirklich etwas Meditatives. Da kann ich total abschalten. Wenn man mir meine Werkstatt weg nehmen würde, das wäre ganz schlimm für mich.“ Auch wenn die Leute zum Perlenwickeln kommen, will er nicht den Kurs verkaufen, sondern das Erlebnis, das damit verbunden ist.

Trotzdem geht er auch gerne raus in die Allgäuer Natur, um ganz abzuschalten. Am liebsten läuft er gemütlich in Pfronten an der Vils entlang – oder geht in die Sauna (!). Da kommen ihm dann schon wieder neue Ideen, was er mit Glas umsetzen will. Tiere macht er sehr gern. „Am liebsten einheimische wie Gämsen, Steinböcke, Hirsche oder schlicht ein Schaf, das ist mir lieber als was Exotisches wie ein Kängeruh“, meint Alexander Endres. Oder auch viele Glücksschweinchen, damit in 2018 alles glatt läuft.

Wer Alexander Endres live erleben will, kann am Gästeprogramm von Pfronten Tourismus teilnehmen (weitere Informationen hier: Veranstaltungskalender Pfronten) oder kommt einfach in seine Glasbläserei in Pfronten. Am 3. Advent ist der Kunsthandwerker auf der Waldweihnacht in Scheidegg.

 

Alpenwellness Allgäu: Eine Welt für sich. Haubers Alpenresort

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Mottokissen im Sonnenschein: Ein Morgen im Haubers

Alpen… äh, was bitte? Alpenwellness? Wir wollen wissen, wie es sich anfühlt, wenn man zwischen Almen entspannt und Kräuter erlebt. Wir? Eine Fotografin und ein Autor aus Hamburg, zwei Reisejournalisten, die ihrer Sammlung an Länderpunkten einen weiteren hinzufügen – das Allgäu. Station 25: Haubers Alpenresort ist mehr als ein Hotel – es ist eine Welt für sich.

Ein Hotelportrait von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

Licht, Architektur, Landschaft und ein Hauch von Schnee in Oberstaufen

 

Munter gurgelt der Jugetbach durch den Wald hinter Haubers Alpenresort. Um ihn ragen Weißtannen und Fichten in den Himmel. Es duftet nach schwarzer Erde, nach Moos und kaltem Fels. Der Atem glitzert im Sonnenlicht, das durch die Bäume schneidet. Ein schöner Ort, der zunehmend seinen Zauber entfaltet. Unweigerlich hat man das Bedürfnis, dem Pfad zu folgen. Den Bach begleitend führt er in die Tiefe des Waldes…

 

Durch das Wäldchen der Kindheit führt heute ein Klima-Pfad

 

„Dies ist der Bach meiner Kindheit“, sagt Klaus Hauber. In Jeans und Winterjacke steht er im Waldstück. „Hier vorn ist das Wasser nicht so tief. Man konnte über die Felsen springen, eine Schaukel bauen, den Bach stauen. Was man als Bub halt so tut.“ Klaus Hauber zeigt ein jungenhaftes Lachen. Und dann führt er durch das Wäldchen, das inzwischen sein Wäldchen ist, vor einiger Zeit hat er das Grundstück erworben. Und für seine Gäste darin eine Kneipp-Anlage gebaut, er hat Outdoor-Liegen unter Bäumen aufgestellt und in den Hang eine steile Treppe gefräst. So entstand im Wäldchen seiner Kindheit ein Klima-Pfad. Und man denkt: Irgendwie baut „der Bub“ immer noch…

 

Heu macht Karriere: vom Viehfutter zum Sirup, der nach Alm schmeckt

Traum vom Badeteich. Im Winter ist das Wasser doch zu kalt…

…aber ein Heu-Bad wärmt und verströmt einen unglaublich guten Duft

 

Sigrid und Klaus Hauber präsentieren das Haubers Alpenresort. In Meerau, einem Ortsteil Oberstaufens, steht das Stammhaus. Es hat klein angefangen – als Landhaus. Und ist groß geworden. Ein weiteres Hotelgebäude kam dazu, der Gutshof. Der liegt nur einige Schritte in weißen Hotelslippern entfernt. Beide bilden das Resort. Von dessen Terrasse geht der Blick auf den Pool, den Teich, das Wellness-Haus und den Golfplatz. Sigrid Hauber zeigt auf einen Weg, der folgt dem Schwarzenbach zu einer hübschen Kapelle. Und in die andere Richtung gibt es eine schmale Straße hinauf zum Schwalbennest, wo man an schönen Tagen zum Frühstück mit Aussicht lädt. Und so nach und nach bekommt man eine Vorstellung davon, wie groß 61 Hektar sind.

 

Inspiration finden die Haubers in guten Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen

 

61 Hektar. Das Reich der Haubers ist das Produkt unternehmerischen Muts. Das in den 1950er Jahren von den Eltern erworbene Anwesen wurde durch geschickte Zukäufe nach und nach erweitert. Inzwischen zählt es zu den größten Wellness-Resorts im Allgäu. Eines der erfolgreichsten ist es zudem. Dabei genügt es nicht, Land zu kaufen, ehemalige Höfe umzubauen, einen Klima-Pfad anzulegen. Man muss eine klare Vorstellung davon haben, wer man sein will, wo man hin will. Die Haubers reisen viel, kennen exklusive Hotels in aller Welt und die luxuriösen Kreuzfahrtschiffe von Hapag-Lloyd Cruises. Konsequent haben sie all die Inspirationen in ihre Vorstellung von einem Resort einfließen lassen.

 

Panorama-Yoga mit Katharina Stolz: Das Haubers stellt den Rahmen

Das Allgäu ist die Heimat Kneipps. Wassertretbecken im Spa

 

So wird das Heu der eigenen Landwirtschaft für das Heubad verwendet. Man legt sich hinein, atmet den würzigen Duft, schließt die Augen, genießt die Entspannung. Das Heu wird auch als Sirup eingekocht. Heilpraktikerin Susanne Gürtler, die die Gäste bei Schroth-, Fastenkuren und Kräuter-Anwendungen begleitet, zeigt wie das geht. Das Heu ist Teil des Achtsamkeits-Konzepts in Haubers Alpenresort. Das bezieht Landschaft und Landwirtschaft mit ein, bietet Yoga und Kräuterwanderungen, die Freude an regionalem Genuss und reichlich Rückzugsorte, etwa bei einem Spaziergang zu einem der entlegenen Plätze.

 

Im Schwalbennest. An Tagen wie diesen ist es zum Niederknien schön hier

 

Wir gehen Kräuter sammeln mit Heilpraktikerin Susanne. Wieder sind wir am Jugetbach unterwegs. Der Wald geht über ins offene Feld. Je höher wir kommen, desto mehr weitet sich der Blick. Eine dreihundert Meter lange Baumreihe zieht sich quer über eine Wiese. Schließlich erreichen wir das so genannte Schwalbennest. Es ist eine Wiese, auf der ein paar Bänke und Tische stehen. Bei schönem Wetter wird einmal wöchentlich hier oben das Haubers-Frühstück angeboten. Es hat den Charakter einer Landpartie, wenn die Gäste gemeinsam hinauf wandern. Bei kalter, klarer Luft wie heute, genießt man eine perfekte Fernsicht auf die kaum 15 Kilometer entfernten Alpen. Es ist es zum Niederknien schön.

 

Der Bach einer Kindheit – und die Gastgeber Sigrid und Klaus Hauber

Abend mit Goldrand, und im Pool spiegelt sich der Himmel über Haubers Alpenresort

 

Wir schauen hinab in den Ort, auf das Resort mit seinen Gebäuden, mit Teich und Pool. Demnächst stehen weitere Veränderungen an. Das alte Hotel wird einem neuen Haupthaus weichen. Ein unterirdischer Gang soll alle Gebäude des Resorts miteinander verbinden. Sigrid Hauber plant die Abläufe, und Klaus Hauber schwärmt vom nächsten Evolutionsschritt. Er zeigt die Entwürfe einer sehr durchdachten, sehr stilvollen Alpen-Architektur. Und man sieht das Leuchten in den Augen des Bauherrn. Er baut wieder. Und wir, seine Gäste, dürfen uns schon freuen.

 

Haubers Alpenresort. Alle Infos zum Hotel und seinen vielfältigen Angeboten, garniert mit den schönen Fotos von Sigrid Hauber, einer leidenschaftlichen Fotografin.

Oberstaufen. Die Stadt – berühmt geworden für ihre Schrothkuren – hat viel zu bieten.

Alpenwellness Allgäu. Eine Übersicht aller Hotels und Wellness-Bauernhöfe.

Mit dem „Nostalg-eBike“ durch die verschneiten Allgäuer Alpen

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Erich Reitebuch, 48 Jahre alt und Schreiner aus Pfronten im Allgäu, ist leidenschaftlicher Schrauber, Bastler und Hobbyrestaurateur von allem was fährt. Schon in seiner Kindheit war nichts das nicht niet- und nagelfest war, sicher vor ihm. So mussten schon früher seine Mountainbikes oder Go-Karts dran glauben und blieben nicht vor seiner Tüftelei verschont. Der Liebe zum Schrauben geht er heute in seinem eigenen Schraubertempel direkt hinter der Schreinerei nach, wo er nach einem stressigen Arbeitstag so richtig abschalten kann. Dass der Allgäuer Mächler Benzin im Blut hat, beweist er immer wieder durch die Restauration alter BSA Oldtimermilitärmaschinen aus Großbritannien. Sein neuestes Projekt ist jedoch ein wenig ungewöhnlich. Ein altes schweizer Fahrrad mit Hilfsmotor, Baujahr 1954, aus dem Hause Motosacoche.

Erich und sein "neues" Fahrrad

Erich und sein „neues“ Fahrrad

Rennräder, Elektrofahrräder und Pedelecs

„Rennräder, Elektrofahrräder und Pedelecs sind heutzutage in aller Munde, aber ein originales Motorvelo habe ich hier in der Gegend noch nie gesehen“ sagt er mit einem breiten Grinsen. Dabei ist das Allgäu ideal zum Radfahren geeignet. Es gibt überall ausgeschilderte Radwege, sowohl für eBiker als auch Radrouten fürs Rennrad. Wahrscheinlich liegt es aber einfach nur daran, dass es kaum mehr Fahrräder dieser Art gibt. Gefunden hat er dieses Schmuckstück auf der Veterama, Europas größtem Oldtimer Markt.  Mit glänzenden Augen erzählt er: „Eigentlich wollte ich gar kein Fahrrad kaufen, sondern mich nur nach Ersatzteilen für meine Motorräder umsehen. Als ich das Motorvelo in seinem unfertigen Zustand dann aber so herumstehen gesehen habe, war es Liebe auf den ersten Blick und ich musste es einfach mitnehmen.“

Das Fahrrad im unfertigen Zustand

Das Fahrrad im unfertigen Zustand

Aufgrund des nun doch schon fortgeschrittenen Alters besaß der Motor natürlich noch ein paar Schwächen. Trotzdem ist das Fahrrad als Ganzes in einem verhältnismäßig sehr guten Zustand. Viele Teile sind noch im Originalzustand und sehr gut erhalten. Dazu zählen der Motor und der Dynamo, der auch nach über 60 Jahren immer noch einwandfrei funktioniert. Eine Lederfahrradtasche zum Verstauen der Radkarte, oder auch die Original Motosacoche Fahrradklingel.

Detailaufnahmen der Originalteile

Detailaufnahmen der Originalteile

Heutzutage nur noch wenige passende Ersatzteile

Für Räder wie diese gibt es heutzutage nur noch wenig passende Ersatzteile. Einige davon hat er auch schon selber gedrechselt, wie zum Beispiel passende Holzgriffe oder Fahrradlampen. Dass ihm das Schrauben und Tüfteln im Blut liegt, ist nicht ungewöhnlich. Schon sein Vater Franz war Handwerker aus Leidenschaft und schaut auch heute noch, mit knapp 90 Jahren, ab und an in der von ihm gegründeten Schreinerei Reitebuch vorbei. Auch die zukünftige Generation mit Sohn Linus hilft schon begeistert beim Restaurieren. Das Mächlertum ist aber im Allgäu keine Seltenheit. Pfronten dient schon seit  Jahrhunderten Denker, Tüftler und Künstler den Ort als Inspirationsquelle. Hier waren sie frei von Zwängen der regulierenden Zünfte. Auch die Bauern waren von der Leibeigenschaft befreit. Und wo Freiheit herrscht, dort öffnen sich geistige Horizonte, entstehen neue gewagte Ideen und der Mut, diese in die Welt hinauszutragen.

Drechseln der Ersatzteile

Drechseln der Ersatzteile

Unfertige Fahrradlampe

Unfertige Fahrradlampe

Fertiger Griff

Fertiger Griff

Eine Werkstatt für solche Oldtimer gibt es nicht

Um den Motor wieder auf Vordermann zu bringen hilft dann aber auch kein Drechseln mehr. Eine Werkstatt für solche Oldtimer gibt es nicht. „Das ganze Wissen über diese Motoren habe ich mir selber aneignen müssen. Wenn man Oldtimer reparieren will, muss man manchmal auch einfach Glück haben, dass man die passenden Ersatzteile findet“ sagt Erich. Einen Ebay Glücksgriff später kann schließlich aber auch der Hilfsmotor angegangen werden. Hier ist besonderes Geschick und Geduld gefordert. Anders als beim normalen Fahrrad sind die Motorteile einfach schwer zu erreichen und es braucht ein gewisses Maß an Geduld, wenn beim zehnten Anschraubversuch wieder die Schraube abfällt. Aber dank der  jahrelangen Erfahrung mit seinen Oldtimern, ist auch das Motorenproblem nach kurzer Zeit behoben. Schnell noch einen neuen Fahrradschlauch und Mantel aufziehen, denn auch hier hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen, und das Motorvelo ist bereit um zusammengesetzt zu werden. „Der schönste Lohn für mich ist, wenn dann alle Teile ineinander greifen und das erste Mal der Sound des Motors durch die Werkstatt schallt. Dieses Dröhnen ist einfach nicht mit dem von heutigen Mofas oder ähnlichem zu vergleichen. Das alles mit den eigenen Händen zusammengesetzt zu haben erfüllt mich jedes Mal wieder aufs Neue mit Stolz und viel mehr noch, macht mir einfach einen riesigen Spaß.“

Feinschliff

Feinschliff

Erich und Linus beim Zusammensetzen des Motors

Erich und Linus beim Zusammensetzen des Motors

Zeit für einen Ausritt

Nachdem mit der Hilfe von Sohn Linus alles zusammengebaut wurde, ist es dann endlich Zeit für einen Ausritt im verschneiten Pfrontener Tal (siehe Videos unten). Bis auf den leicht erhöhten Lärmpegel gibt es keine Probleme mit dem Fahrrad und die ersten Schaulustigen sprechen ihn direkt auf sein neues Fahrrad an. Hier ist er voll in seinem Element und plaudert gerne aus dem Nähkästchen. Dabei gerät Erich schon ins Schwärmen von der ersten Tour mit seinem neuen Prachtstück. „Vielleicht wird’s ja mal eine etwas längere Radtour geben, am besten durch die Heimat.“ Dafür bietet sich im Allgäu die Radrunde Allgäu geradezu an. Ein 450 km langer Radfernweg quer durchs Allgäu und für jedermann individuell befahrbar.

Erster Ausritt mit dem "neuen" Motorvelo

Erster Ausritt mit dem „neuen“ Motorvelo

Winterliche Mittagspause in Stiefenhofen

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Beim Blick aus dem Fenster des Gästeamtes dachte ich mir, meine Mittagspause nutze ich heute für einen Winterspaziergang bei herrlichem Sonnenschein.

Blick auf Stiefenhofen

Nach dem ich ein paar Meter gegangen war, begegneten mir Urlaubsgäste, die gerade eine herrliche Pferdeschlittenfahrt genossen. (www.landhaus-haflingerhof.de)

 

Ein kurzer Anstieg und schon erwartet einen dieser herrliche Panoramablick zur Nagelfluhkette mit unserem Hausberg dem Hochgrat.

Anstieg – Auf der Höhe

 

Nagelfluhkette

Winter von seiner schönsten Seite

Das herrliche Wetter lockt alle ins Freie.

Die Loipe ist frisch präpariert

Mit Schneeschuhen querfeldein

Am Wegesrand immer wieder kleine Winterimpressionen zum Staunen und innehalten.

Meine kleine Spazierrunde führt mich vorbei an einer Schneebar, an der die Musikanten bereits eine kurze Rast gemacht haben.

Bei uns im Westallgäu gibt es den schönen Brauch, dass die Musikkapelle in Gruppen aufgeteilt, von Haus zu Haus geht und musikalische Neujahrsgrüße überbringt.  Immerhin sind sie in unserer weitläufigen Gemeinde drei Tage unterwegs.

Neujahrbläser sind unterwegs

Ich bin wieder zurück in Stiefenhofen (www.stiefenhofen.de) und gehe energiegeladen und zufrieden an die Arbeit.

Mein Rat – gönnen Sie sich auch ab und zu eine kleine Auszeit und spannen vom Alltagsallerlei aus.

 

 

Skitour Allgäu – Sipplingerkopf und Heidekopf aus Balderschwang

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Skitour Allgäu

Von Balderschwang auf den Sipplingerkopf

Was für ein Skitouren Hochgenuss. Frau Holle hat uns sage und schreibe einen Meter Neuschnee geschickt und dazu noch Sonnenschein. Da konnten wir wirklich nicht Nein sagen und haben uns für Balderschwang entschieden. Natürlich auch, weil die Lawinensituation an dem Tag durchaus als angespannt bezeichnet werden darf. Und Sicherheit steht bei uns immer an erster Stelle

Ausblick in Richtung Süden: Hoher Ifen, Widderstein

Früher Start zur Skitour

Wir sind also schon morgens früh gestartet und obwohl wir von hier sind, waren wir über die Schneemassen wirklich überrascht. Aber bitte nicht falsch verstehen: Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder, dass wir in diesem Paradies unterwegs sein durften.

Vogge bis zu den Knien im Schnee

Aufstieg in der Sonne

Die ersten Meter konnten wir auf der präparierten Piste der Balderschwanger Alpe zurücklegen, bevor es in’s Gelände ging. Und der lawinensituation sei dank: Wir konnten die ganze Zeit auf Süd / Ost Hängen unterwegs sein und somit die kalten Temperaturen zumindest etwas kompensieren.

Wirklich viel Schnee

Abfahrt vom Heidekopf

Als wir nach ca. 2 Stunden den Gipfel des Heidekopf erreicht hatten, waren wir natürlich beileibe nicht mehr die Einzigsten. Den Wetter- und Lawinenbericht zu interpretieren ist nicht gar so schwer. Aber diese Riesenhänge zu teilen ist kein Problem, Platz und Schnee hat es hier wirklich für alle genug. Unsere Abfahrt war natürlich ein Träumchen und (bei dem momentanen Wetter) werden wir noch lange daran denken (müssen).

Da geht’s hinunter

Chris Lemke ist Canyoning- und Raftingführer bei Bergwasser und im Sommer in den Allgäuer Schluchten unterwegs.


Ein schneereicher Start in den Allgäuer Winter

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„Leise rieselt der Schnee,

still und starr ruht der See,

weihnachtlich glänzet der Wald,

freue dich ’s Christkind kommt bald…“

Gerne summe ich die schönen Weihnachtslieder vor mich hin, wenn ich zurzeit aus dem Fenster schaue. Das Beste daran ist nämlich, dass dieses Jahr im Advent tatsächlich der Schnee leise rieselt und der Wald weihnachtlich glänzt. Wir haben hier im Allgäu einen Start in den Winter wie seit langem nicht mehr. Bis in tiefe Lagen hat es ordentlich geschneit und es ist kalt geblieben. So kalt, dass sich eine solide Schneedecke gebildet hat und auch in den Voralpen sämtliche Winteraktivitäten wie Skifahren oder Skitouren möglich sind.

Am ersten Adventswochenende war ich auf Skitour am Gschwender Horn bei Immenstadt im Allgäu. Eine gemütliche Tour zum Saisonbeginn. Mit tollem Tiefblick auf den Alpsee und sanft geneigten Hängen, die vom Wind geschützt guten Schnee bereithielten.

Im Aufstieg auf das Gschwender Horn im Allgäu

Winterliche Stimmung auf dem Gipfel des Gschwender Horn

Die Abfahrt in unberührtem Schnee im Allgäuer Winter

In der darauffolgenden Woche rieselte der Schnee leise weiter. Der Blick auf den Wetterbericht und die Schneehöhen zauberte ein Lächeln in mein Gesicht. Und das Lächeln wurde zum dicken Grinsen, als wir im Skigebiet Grasgehren ankamen und dicke Flocken vom Himmel fielen. Jetzt konnten das Skifahren im Tiefschnee und der Spaß beginnen. Dick eingepackt genossen wir den Neuschnee, der so schnell fiel, dass unsere Spuren immer wieder zugeschneit wurden.

Ein Lächeln im Gesicht im Skigebiet Grasgehren beim Skifahren

Da war auch klar, was am nächsten Tag auf dem Programm stand. Das Skigebiet Bolsterlang bot die perfekten Voraussetzungen zum Freeriden. Im Wald dort war der Schnee vom Wind geschützt gefallen und wir hatten auch bei schlechtem Wetter gute Sicht. Schon nach der ersten Abfahrt war das dicke Grinsen zurück. Wir konnten nicht glauben, dass bis ins Tal so viel Schnee gefallen war. Vergleiche mit Powder in Kanada und Japan machten die Runde und an eine Pause war nicht zu denken. So pflügten, flogen und kurvten wir durch den meterhohen Schnee bis die Kraft in den Beinen nachlies.

Glücksgefühle beim Freeriden in Bolsterlang

Beim Freeriden im Allgäu ist das dicke Grinsen im Gesicht zurück

Viel Neuschnee bis ins Tal in Bolsterlang

Passend zum zweiten Advent war dann am Sonntag noch eine Skitour im weihnachtlichen Wald angesagt. Die Runde im Gunzesrieder Tal war gesäumt von wunderschön verschneiten Bäumen. Allerdings schneite es schon wieder heftig und die gemütliche Brotzeit am Gipfel wurde auf Kaffee und Lebkuchen zu Hause verschoben. Die Abfahrt war wieder in fluffig weichem Pulverschnee und mit High Fives beendeten wir zufrieden unsere Skitour. Auf dem Heimweg war die Melodie von „Leise rieselt der Schnee“ in meinem Kopf zurück…

Der Aufstieg im winterlichen Wald im Gunzesrieder Tal im Winter

Traumhafter Blick ins verschneite Gunzesrieder Tal im Allgäu

Fasnatziestag: Der Stolz der Staufener

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„Am Fasnaziestag mitzuwirken, ist für die Staufener Männer der Höhepunkt des Jahres“, sagt Hanjo Petzold. Er steht am Straßenrand und beobachtet den Fasnatzieszug, der sich durch den Ortskern schlängelt. Von Eile ist trotz Kälte nichts zu spüren. Mit Stolz halten die Staufener Männer mit Trommlern und Musikkapelle ihre Tradition jährlich am Faschingsdienstag hoch. Mit Karneval hat der Brauch aber bei weitem nichts zu tun. Zum 382. Mal erinnerte das Ereignis heuer an eine dunkle Stunde der Geschichte.

Ledig und ungebunden müssen die Oberstaufener Männer sein, die am Fasnatziestag mit Fahnenschwinger und Butz durch Oberstaufen ziehen. Sie gedenken der Pest, die 1635 Oberstaufen heimsuchte und über 700 Opfer forderte. Die Geschichte besagt, dass Hugo Reichsgraf von Königsegg-Staufen den Überlebenden eine Fahne überreichte, mit der die Burschen durch den Ort zogen. Mit dem Umzug wollten sie die Lebensfreude der Staufener wieder wecken. „Bis heute gedenken sie am Fasnatziestag der Pest und allen, die dem Brauch die Treue gehalten haben“, sagt Petzold. Er muss es wissen. Er war selbst auch schon aktiv beim Umzug dabei. „Jetzt komme ich auch gerne als Zuschauer. Mit dem Brauch wird man als Staufener einfach groß“, sagt Petzold und beobachtet, wie der Butz mit seinem Reisigbesen Besucher symbolisch von der Pest reinigt. „Die meisten, die weggezogen sind, kommen am Fasnatziestag wieder. Da gibt’s nix anderes“, sagt Petzold. Der Tag hat Bedeutung bei den Männern.

Von Moritz Sonntag

Fahne im Zweiten Weltkrieg versteckt

„Während des zweiten Weltkriegs brachten Sie sich die Männer für den Brauch sogar in Lebensgefahr“, sagt Niclas Hennecke, alias der Butz, in einer ruhigen Minute nach dem Umzug. Im Gasthof Adler steht er in einem Hinterzimmer und erzählt: Obwohl die für den Feiertag alles entscheidende Fahne zur Zeit des dritten Reichs verboten war, hielten die Staufener an ihrem Brauch fest. „Sie haben die Fahne vergraben und einmal im Jahr heimlich herausgeholt“, sagt Hennecke.

Von Sprints und Einlagen beim Umzug des Fasnatziestags ist der Butz außer Atem. Er fährt sich mit der Hand über die Stirn. Ein Schluck Wasser und weiter geht es für Hennecke. Auch nach dem Umzug hat er in seiner Rolle noch einiges zu tun. In jeder Wirtschaft gilt es, die Pest wegzukehren. Auch der Francais, die Bayerische Polka und der Walzer, den die Sektionsmitglieder am Mittag tanzen, stehen unter der Aufsicht des Butz. „Wir haben Anfang des Jahres angefangen zu üben“, verrät Hennecke. Warum er die ganze Mühe auf sich nimmt? „Es erfüllt uns mit Stolz, den Brauch weiter zu pflegen“, sagt der Staufener überzeugt. Schon als Kind hat er den Fasnatziestag selbst gebannt beobachtet.

Von Moritz Sonntag

Monatelang für Fasnatziestag geübt

„So werden Buben schon früh in den Brauch integriert“, bestätigt Fähnrich Ferdinand Brams. Zum ersten Mal schwingt der Allgäuer die Fahne. Über ein halbes Jahr hat er für den großen Tag geübt. „Die Fahne habe ich nach dem Almabtrieb im September bekommen. Seitdem habe ich an der Choreografie gefeilt“, erzählt er. Unterbrochen wird er vom Butz, der über seine Füße fegt und den Fähnrich zum nächsten Programmpunkt entführt. Die beiden Hauptdarsteller haben noch viel Programm vor sich – zur Freude der Zuschauer sind sie noch den ganzen Fasnatziestag im Ort unterwegs.

Der Heimattest – Winterurlaub in Nesselwang im Allgäu

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Warum irgendwo anders in den Winterurlaub fahren, wenn man alles direkt vor der Haustüre hat. Ich wohne seit 13 Jahren in Nesselwang, ein 3500-Seelen-Dorf in den Allgäuer Alpen. In 5 Minuten stehe ich mitten auf der Skipiste, am Rodelhang und in der Langlauf- oder Skatingloipe, sogar Schnupperbiathon kann man hier machen. Der Ort hat eine lange Tradition im Wintersport. Hier zu wohnen und aufzuwachsen heißt auf jeden Fall: Viel draußen zu sein! Wandern, Radeln, Skifahren – das gehört fast schon zur kindlichen Früherziehung.

Zusammen mit meinem Sohn Luca versuche ich ein Wochenende lang, mal die Gastperspektive einzunehmen und das heimische Angebot zu testen – mit Übernachtung im Hotel. Luca ist begeistert von der Idee, ins ‚Explorer Hotel Neuschwanstein‘ zu gehen, dort wollte er schon immer mal übernachten.

Das liegt direkt am Fuße des Hausberges von Nesselwang, der Alpspitze. Von hier können wir ohne Auto sofort auf die Piste.

Am Freitagabend packen wir unseren Koffer und sind richtig gespannt auf unser Heimatabenteuer. Der erste Eindruck unseres Basislagers: Ein cooles Sporthotel im modernen Alpenstyle.

Viel Holz und Farben, gemütliche Sitzgelegenheiten, abschließbare Glaskabinen für das Sportequipment und eine große Werkbank, mit der die Ausrüstung wieder fit gemacht werden kann. Super finde ich, dass alle ‚explorer‘ Passivhaus-Hotels sind, sogar die ersten zertifizierten in Europa. Durch gute Isolierung brauchen sie extrem wenig Heizenergie und der Wärmebedarf wird hauptsächlich durch Sonneneinstrahlung, technische Geräte und die ‚Abwärme‘ der Gäste gedeckt. Auch wir zwei heizen also heute mit…

„Voll gechillt“, meint Luca, als wir unser Zimmer betreten. Uns gefallen die vielen Ablageflächen und besonders die Sitznische im Fenster. Die werden wir über’s Wochenende noch öfter für einen Plausch nutzen.

Nach unserem Besuch im Sport-Spa mit Sauna, Dampfbad und Infrarotkabine fallen wir todmüde ins Bett und schlafen – herrlich! Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein.

Eine geniale Schneeschuhtour in den Allgäuer Alpen

Nach einem leckeren Frühstück starte ich mit zwei anderen Hotelgästen zu einer Schneeschuhtour. Das erste Mal! Ich gehe sonst gerne mit befellten Ski auf den Berg und bin neugierig, wie das so ist mit den riesigen Teilen durch die winterliche Landschaft zu stapfen.

Gerhard Korn ist unser Tourguide, den das Hotel über die Skischule Nesselwang für uns gebucht hat. Unser Ziel: Die 1575 Meter hohe Alpspitze. Bis wir uns an die Schuhe gewöhnt haben, dauert es etwas. Wir haben ziemlich viel zu lachen…

Es geht steil voran und die Winterstimmung ist echt ein Traum: Die Tannen biegen sich vor Schnee, die Kristalle reflektieren das Sonnenlicht in allen Farben.

Gerhard weiß viel von der Landschaft zu erzählen – auch ich erfahre bei der Tour so manches, was ich noch nicht wusste. Wir befinden uns mitten im ‚Schlosspark‘, einer von 10 Erlebnisräumen des Allgäus.

Nachdem wir die Hälfte des Berges hinter uns gelassen haben, tricksen wir ein bisschen und steigen an der Mittelstation der Alpspitzbahn  in die Gondel, um die Zeit oben voll zu nutzen.

Wow! Was für eine Aussicht! Ich kenne sie ja schon, aber sie begeistert mich immer wieder, vor allem an so einem strahlenden Wintertag, wo die über 300 blauen Berggipfel mit dem Himmel um die Wette leuchten und eine Traumkulisse zaubern.

Kein Wunder, dass sich Märchenkönig Ludwig II. schon als Kind in die Landschaft verliebte und sein berühmtes Bauwerk Schloss Neuschwanstein im Allgäu erbauen ließ. Das sieht man auch, klein, aber je nach Lichteinstrahlung am Felsen unterhalb des Tegelbergs richtig gut. Das Schloss mit der Landschaft, die wie ein großer, weitläufiger Park wirkt, war auch Namensgeber für den ‚Schlosspark‘.

Auch das Zugspitzmassiv (hinten, Mitte) ist hier oben sehr gut zu erkennen. Wir wollen diesen genialen Ausblick noch ein bisschen genießen und verweilen bei einer Tasse Tee, die Gerhard für uns mitgebracht hat.

Jetzt starten wir zur letzten Dreiviertelstunde auf den Gipfel. Unter unseren Füßen knirscht es, die Kristalle wirbeln durch die Luft. Tage, die man am liebsten festhalten möchte…

Wir sind schon in der Zielgeraden und laufen eine Kehre um die Alpspitze. Von hier blicken wir Richtung Oberstdorf auf noch mehr Allgäuer Bergspitzen. Auch der Wächter des Allgäus, der Grünten (rechts im Bild), steht mächtig in der Landschaft.

Ganz hinauf bis zum Gipfelkreuz geht es mit Schneeschuhen nicht, das wäre ziemlich unwegsam auf den steinigen Flächen, ein Relikt der afrikanischen Platte, die sich hier vor Jahrmillionen aufgeschoben hat. Die Eroberung bleibt wohl eher den Tieren überlassen, die im Schnee ihre Spuren hinterlasssen haben.

Ha, da treffen wir auch schon auf zwei Bewohner der Alpspitze…dazu mehr in diesem Video :-)

Beim Laufen entsteht irgendwann ein ganz eigener Rhythmus. Alltagsgedanken ziehen einfach vorbei. Der Schnee schluckt alle Geräusche, auch das laute Lärmen im Kopf.

Das Weiß und die Sonne schaffen zusammen eine besondere Stimmung und formen vergängliche Kunstwerke. Schneeschuhlaufen ist definitiv etwas für Genießer. An jeder Ecke gibt es etwas zu bestaunen.

Geschafft, yeah, wir sind glücklich! Vor allem über das tolle Erlebnis. Anderswo sitzen die Menschen bei verschiedenen Graustufen am Himmel im Trüben, da haben wir’s in den Allgäuer Alpen echt gut.

Noch ein kleines Sonnenbad, dann ist Zeit, Abschied vom Berg zu nehmen.

Allen drei geht es gleich – eigentlich wollen wir gar nicht runter von der Alpspitze. Ist aber auch zu schön hier oben.

Unten im Hotel hat Luca in unserem „gechillten“ Zimmer genau das getan und freut sich jetzt richtig auf den Snowpark, wo er mit seinen Freunden verabredet ist.

Die Jungs rocken das ‚Feld‘! Der Street-Snowpark ist 2015 eröffnet worden und mittlerweile ein richtiger Szenetreff für Freestyler. Hier können sie zusammen an ihren Sprüngen feilen.

Die Hindernisse sind so angelegt, dass Profis wie Neulinge auf ihre Kosten kommen. Auch große Wettbewerbe und Events werden hier ausgetragen, das macht immer viel Spaß zum Zugucken. Hier zeigt ein Snowboardlehrer von der Skischule Nesselwang seine Tricks…für allen anderen: besser mit Helm unterwegs sein.

Der Park ist übrigens parallel zum Flutlichtfahren von 18 bis 21 Uhr geöffnet.

Wir sind begeistert von unserem Heimatabenteuer! Nesselwang hat unserem Test standgehalten und ist mit seinen vielen Wintersportmöglichkeiten definitiv zu empfehlen: Familien mit kleinen und großen Kindern sind hier bestens aufgehoben. Langeweile wird im Urlaub ein Fremdwort bleiben. In unserer lieb gewonnenen Fensternische im Hotel tauschen wir uns über das Erlebte aus. Erinnerungen, die bleiben.

 

Text, Fotos & Film: Ingrid Rösner, musenkuss & funkenflug, Nesselwang

Videoschnitt: Lukas Kellner, Würzburg

Foto Nesselwang Ortsperspektive: Nesselwang Marketing GmbH

Fotos Snowpark: Julian Ebentheur, Nesselwang

Text und Bildmaterial sind urherberrechtlich geschützt.

 

 

 

 

 

Skifahren für Wiedereinsteiger

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Sportlich und kulinarisch – auf jeden Fall erholsam!

Drei Tage Glück im Schnee: Das war das Versprechen, welches wir Gästen gegeben haben. Wir haben zum Skifahren für Wiedereinsteiger eingeladen, haben Lust auf feurige Bio-Küche auf 2.030 m Höhe und Allgäu Sushi gemacht. Für den Genuss in Vollendung sorgten unsere Allgäuer TopHotels. Und fürs Vertrauen, das Wesentliche auf der Piste, standen unsere Skilehrer. Ihr Einfühlungs- und Urteilsvermögen verhalfen letztlich den Skifahrern zu nicht geahnten Glücksgefühlen!

Was zuvor kam, war die erste Herausforderung

Skifahren fördert Koordination, ist generationsübergreifend, gesund und macht Spaß. Und Skifahren macht glücklich. Das haben Wissenschaftler herausgefunden. Der sogenannte „Flow“, Konzentration kombiniert mit einer Tätigkeit die Spaß macht, sorgt für höchste Zufriedenheit, wie die Forscher im Fachblatt Applied Research in Quality of Life schreiben.  Dieses Glücksgefühl wurde bei unserem verlängerten Wochenende Skifahren für Wiedereinsteiger leider nicht allen Teilnehmern zuteil. Schon vor der ersten Auffahrt, kurz vor dem Einstieg in den Lift, wurde Klaus durch den Skistock eines anderen verletzt und musste  dann wegen des Muskelfaserriss`aufhören. Dabei hatte er sich so gefreut!

Eva brauchte den zweiten Tag: nach sieben Jahren zum ersten Mal auf der Piste, sich vertraut machen mit den Leihski, den äußeren Bedingungen wie Kälte, andere Skifahrer, andere Sichtverhältnisse. Doch am zweiten Tag rief sie aus: „Das ist der beste Tag des Jahres – und wird es bleiben!“ Und das darf man ihr, eine erfahrene Ärztin, Mutter und Großmutter, auch glauben.

Skifahren macht glücklich

Das Glücksgefühl zu vermitteln, das war unser Ziel. Eine Möglichkeit ist ein Kurs Skifahren für Wiedereinsteiger. Denn viele, die vor Jahren oder Jahrzehnten das letzte mal auf Brettern standen, trauen sich nicht. Oftmals sind mit Skifahren nicht die besten Erinnerungen verbunden: Stürze, Kälte, aber auch Überforderung durch andere. Dabei verlernt man die Grundzüge nicht; auch nicht nach einer langen Pause, sei es familiär, gesundheitlich bedingt oder weil es sich einfach so ergeben hat. Versierte, einfühlsame Skilehrer können das Glücksgefühl zurück geben. Wir teilten uns letztlich in drei Gruppen auf: Telemarker, gute Skifahrer mit Nachholbedarf an Technik und versierte Anfänger. Wir fingen im Skigebiet Oberjoch an und steigerten uns zu den Bergbahnen Oberstdorf-Kleinwalsertal, am Ifen.

Von der Grundposition beim Skifahren bis zu Skirouten: Unsere Skilehrer von der Skischule Ostrachtal gingen auf unsere Wünsche ein.  Diesen ersten Tag, ließen wir bis zuletzt auf der Wiedhaghütte ausklingen. Wir haben einfach nur die Sonne und die klare Winterluft in vollen Zügen genossen!

Überraschend: neue Kulinarik am Berg

Zum Skifahren gehört die Hütteneinkehr genauso wie das Sonnenbad auf der Terrasse. Überraschend anders war die Hütten-Einkehr auf der Meckatzer Sportalp, mit Allgäu-Suschi, die im Selbstbedienungsbereich angeboten werden. Überraschend exklusiv war das Restaurant Tafel&Zunder mit regionaler Bioküche auf 2.030 m Höhe am Ifen, deren österreichische Küche überzeugt.

Allgäu Sushi im Oberjoch

Allgäu-Sushi wird vom engagierten Küchenteam des Panoramahotels am Oberjoch zubereitet. Graups, alles außer Reis, dafür aus Graupen (Gerste) und anderen regionalen Zutaten und ist die Allgäuer Alternative für großstädtische Snacks. Ob herzhaft mit Kräutern gewürzt und in Pfannkuchenteig gewickelte Graupen mit Frischkäse oder die süße Variante mit Vanille und Pflaumen – wir waren erstaunt wie gut sie sättigen! Eine Alternative zu klassischen Kässpatzen.

Aber nicht nur das Küchenteam hat neue Ideen, auch die Barkeeper des Hotels. Übernachtet hatten wir im Panoramahotel Oberjoch****S, die meisten erkundeten den SPA-Bereich im Hotel, andere nutzten den sonnigen Tag auf dem Balkon und die ungezwungene Atmosphäre an der Bar. Wo übrigens noch live das Piano erklingt!

Der Ifen – ein Berg für Genießer

Der Ifen gilt als Geheimtipp in den Allgäuer Alpen. Man muss schon ein wenig durchs Kleinwalsertal fahren, bis man dies Skigebiet erreicht. In den letzten zwei Jahren wurde es Schritt für Schritt erneuert und verfügt über die modernste Kabinenbahn von Doppelmayr, damit verbunden ist übrigens durchgehend WLAN. Das neue und exklusive Restaurant Tafel & Zunder auf 2.030m Höhe gehört auch zum Genuss am Berg. Die Architektur ist mehr als gelungen: Holz und Holzschindeln kombiniert mit viel Glas und kubischer, asymmetrischer Form wirken leicht. Man steigt aus der Kabine aus und entscheidet: Gleich hinaus zum Skifahren oder nehme ich die Rolltreppe? Sie führt hinauf ins Restaurant und auf die Sonnenterrasse. Das Restaurant bietet eine ausgezeichnete Raum-Atmosphäre: Altes Holz aus Südtirol an Wänden und Decke, der Filzboden, das Glas, die großformatigen Porträts von Walsertalern in Tracht und doch modern. .

Der Schallschutz tut unheimlich gut. Denn anders als erwartet, hört man keine lauten Stimmen, keine schweren Skistiefel, alles ist gedämpft. Man genießt den Moment der Einkehr. Trotz der Größe und Modernität ist es dank der Farben, des Holzes und Materialwahl gemütlich.Und dann das Essen. Stets frisch zubereitet liegt es nicht in Warmhalteplatten am Büffet, sondern wird serviert. Mein persönlicher Tipp ist der BIO-8er Salat.

Bio-Achter-Salat im Tafel&Zunder © Allgäu GmbH

Pisten mit Panorma zum Sattsehen

Das Skigebiet ist vor allem wegen der Panoramabfahrten beliebt, zumal man die Wahl hat zwischen blau, rot und schwarz auf der Olympia-Abfahrt. Eva, die Berliner Ärztin, Ulli, der Münchner, Gary, unserer Oberösterreicher, Annika, unsere Stuttgarterin, Monika, unserer Würzburgerin, Kai, unser Kölner, sie alle sind begeistert vom Skigebiet. Unsere wunderbaren Skiguides von der Skischule Hirschegg, Andreas und Rom, taten ihr Übriges für die Begeisterung. Und selbst unsere Nichtskifahrer, Martin,Ulla und Klaus sind ob der Aussicht und Bergwelt beeindruckt: Die Bergbahn bringt die Fußgänger hinauf, wunderbare Winterwanderwege verheißen Wintergenuss. Da steigt man doch gerne zum Gipfelkreuz auf und genießt, erkennt die so markanten Gipfel der Trettachspitze, Hochvogel oder Biberkopf. Das ist Skifahren für Wiedereinsteiger – Genuss in Vollendung erleben und glücklich heimfahren.

Hotels für den vollendeten Genuss

Vom Panoramahotel Oberjoch ****S ins Sonnenalp Resort Ofterschwang *****S – mehr geht nicht mehr an Komfort. Wir alle waren noch ganz begeistert vom Berg, vom Skigebiet, der Sonne. Und dann wurde unser Tag doch tatsächlich im gleichen Maße weitergeführt: Im SPA der Sonnenalp, den speziellen Winterangeboten und der ausgezeichneten Küche wurden Träume übertroffen.

Wärme: Auch wenn die Tage auf der Piste sonnig waren, so strahlt das Holz, auf das man überall auf der Sonnenalp trifft, eine Grundwärme aus. Den Tag ausklingen lassen, im Spa der Sonnenalp, bevor es zum gepflegten Abendessen geht, das hat schon was!

 

Ein Traumtag im Winter

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Ein Traumtag im Winter, wie im Bilderbuch:
Schon in aller Frühe zeichnete es sich ab, dass es heute ein Traumtag mit frisch geschneitem Schnee und herrlichem Sonnenschein werden wird. Also nicht lange überlegen und die Klamotten an, die Langlaufski rausgeholt und ab auf die Piste.
In Oberreute-Westallgäu gibt’s eine wunderbare Sonnenloipe und Sonne haben wir heute reichlich. Die Sonnenloipe ist ca. 7 km lang.
Los geht`s am Sportplatz in Unterreute, für die Autos wurde hier wunderbar Platz geschaffen.

Skier angeschnallt und los geht’s.
Am Anfang geht’s gleich eine Steigung hoch, aber kein Problem so ist der Körper gleich warm.
Die Loipe ist wunderbar gespurt, es ist einfach ein Traum heute zu laufen.
Je nach Kondition ist die Strecke eine 3/4 – 1 Std.
Diese Loipe ist sehr zu empfehlen, super präpariert und eine schöne Strecke.

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